Wanderbaustelle


Vor einigen Jahren musste ich beruflich nach Bielefeld. Okay, ich weiß, Bielefeld gibt es gar nicht (alter Internet-fake) aber ein Lieferant meiner Firma hatte dort seinen Sitz und ich sollte die Firma "inspizieren".

An diesem Morgen ging so ziemlich alles schief. Am Vorabend war ich mit ein paar Freunden versackt und quälte mich nach wenigen Stunden Schlaf aus dem Bett. Nach Frühstück war mir nicht - aber wenigstens Kaffee musste sein. Ich war hundemüde. Also: Drei große Becher reingeschüttet, dann noch aufgestylt, Unterlagen gepackt und runter ins Auto.

Nach einer halben Stunde war ich auf den Elbbrücken und dann auf der Autobahn. Der Verkehr war dicht, aber fließend. Ich würde den Termin schaffen.

Nach einer weiteren Stunde wurde es ungemütlich. Damals gab es eine riesige Wanderbaustelle auf der A2. Zwei enge Spuren pro Richtung, kein Standstreifen und: STAU. Natürlich fing der Stau gleichzeitig mit der Baustelle an.

Mittlerweile war ich wach und mein Gehirn funktionierte auch wieder. Ich begann, mich leise dafür zu verfluchen, dass ich die Verkehrsnachrichten nicht abgehört hatte. Außerdem -man ahnt es- begann der Kaffee, mich zu quälen.

Die Kolonne bewegte sich Stop-and-Go. Ich fuhr, nein, ich kroch links, auf der schmaleren Spur - rechts schlichen die LKW.

Nach einer Weile sehnte ich mich nach einem Parkplatz. Der nächste würde es sein, egal, ob mit WC oder ohne. Ich musste einfach zu dringend. Blöderweise fuhr die ganze Zeit rechts neben mit so ein 30-Tonner. Wir hatten exakt die gleiche Höhe. Ich konnte also nicht sehen, ob eine Ausfahrt kam. Wer schonmal versucht hat, mit knallvoller Blase Auto zu fahren, ständig schalten zu müssen und dabei noch auf den Verkehr zu achten, der bekommt sicher ein Gefühl dafür, wie es mir erging.

Es war ein heißer Tag.
So langsam verzweifelte ich. Schließlich setzte ich den Blinker - ich wollte vor dem LKW nach rechts, um ja die nächste Ausfahrt nicht zu verpassen. Aber es ging einfach nicht. Der LKW blieb nicht zurück.

Ich sah nach oben ins Führerhaus.
Ein Mann Mitte dreißig grinste mich an. In diesem Moment war mir sonnenklar, dass er genau wusste, was los war. Er sah anerkennend auf meine Beine (mein Rock war hochgerutscht) und lächelte. Klar, ich versuchte natürlich die Schenkel möglichst zusammenzuhalten. Muss schon eigenartig ausgesehen haben, wie ich da X-beinig Auto fuhr.

Zu allem Überfluss lief ich knallrot an. Das Ganze war mir total peinlich. Wir befanden uns auf gleicher Höhe und daran änderte sich die nächste halbe Stunde auch nichts mehr. Inzwischen konnte ich kaum noch anhalten. Ich erwog, einfach in die Hose zu pinkeln. Aber das ging nicht. Ich hatte keine Ersatzklamotten dabei und SO konnte ich bei meinem Geschäftspartner nicht ankommen. Außerdem hätte ich dann auf dem nassen Fahrersitz zurückfahren müssen.

Endlich hatte ich die rettende Idee. Auf dem Rücksitz war noch meine Sporttasche! Und darin war mein Jogginganzug. Ich griff also nach hinten und fingerte verzweifelt am Reißverschluß der Tasche herum. Allein die Körperdrehung hätte meiner Blase fast den Rest gegeben. Schließlich ging der Verschluss auf und ich zerrte mit fliegenden Fingern die Klamotten raus.

Irgendwie gelang es mir, die Hose zusammenzurollen. Ich hob das Becken und schob mir den großen Stoffballen unter den Po. Das Oberteil quetschte ich zwischen meine Beine. Unter den Augen des Truckers. Da geschah es: Die Seitenscheibe des LKW glitt herab, und der Fahrer hielt eine gefüllte Flasche Punica raus. Es war mir sofort klar, dass es sich bei dem Inhalt nicht um Apfelsaft handelte. Gaaanz langsam kippte er die Flasche und ließ die Flüssigkeit rausplätschern. Die ganze Zeit sah er mich an. Und da war es soweit: ich pisste endlich los.... Es hörte lange Zeit nicht auf.. Die heiße Nässe schoss durch meinen Slip in den Jogginganzug. Stöhnend fuhr ich weiter.. und piescherte dabei. Es war mir inzwischen völlig gleichgültig, ob jemand das mitbekam.

Was für ein Gefühl.. ich war so erleichtert. Da plötzlich hörte ich einen Riesenknall rechts von mir!
Der LKW war auf den vorausfahrenden Transporter aufgefahren!

Ein sehr breites Grinsen zierte mein Gesicht.
Ich fuhr fröhlich auf meiner Spur weiter. Zwei Kilometer später war die Baustelle zu Ende und der Stau löste sich auf.
Auf dem nächsten Rastplatz stieg ich wie selbstverständlich aus, verstaute die pitschnassen Stoffballen in eine Plastiktüte (ab in den Kofferraum damit) und ging in den Waschraum.

Mein Höschen zog ich aus, wusch mich gründlich und betrachtete mich danach im Spiegel. Äußerlich war mir nichts anzumerken. Mein Kostüm hatte nichts abbekommen. Ich zupfte den Rock zurecht und fühlte mich prächtig.

Später beim Geschäftspartner lief auch alles glatt. Niemand hatte eine Ahnung, dass ich die ganze Zeit unten ohne am Konferenztisch saß. An dieser Stelle pries ich meine Vorliebe für halterlose Seidenstrümpfe. Mit Strumpfhosen wäre das alles nicht so leicht gewesen...

Was aus dem LKWfahrer geworden ist, weiß ich nicht.
Aber: Kleine Sünden werden SOFORT bestraft..


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