Transformation


Sie waren eines Tages einfach zu Besuch gekommen, mit ihren weißglitzernden Schiffen. Aus dem Nirgendwo des Alls, niemand hatte sie kommen sehen.
Die großen Abhörstationen der NASA waren ebenso blind für sie gewesen wie die Tausende privater Stationen. SETI hatte sie nicht erahnt, Mount Palomar nicht erblickt.

Sie waren in friedlicher Absicht erschienen.
Kleine rosa Puschel, fliegende Wattebäuschchen, die zwitschernd und neugierig alles beschnüffelten und höchst amüsiert schienen.
Die Menschen waren zunächst voller Angst gewesen. Was würde eine überlegende Spezies wohl mit ihnen anstellen?
Und dass sie überlegen waren, lag auf der Hand.

Doch die Puschel schickten Botschaften auf die PCs in aller Welt.
Sie sandten Boten aus, die Wandzeitungen an die Mauern schlugen, in die letzten Dörfer Afrikas drangen sie durch mit ihrer Nachricht:

"Wir kommen in friedlicher Absicht. Wir wollen, dass die Erde ein schöner Ort wird. Wir werden die Kriege beenden und Euch das Glück bringen. Kommt zu den Schiffen, lasst Euch transformieren. Ihr werdet sein wie wir.
Transformation bedeutet, nie mehr Hunger zu haben. Ihr werdet nicht mehr essen oder trinken müssen. Ihr werdet von der Energie der Sonne leben. Ihr werdet Euch leicht fühlen, fliegen können. Ihr werdet nicht mehr schlafen müssen, Euch nicht mehr fortpflanzen. Ihr werdet nicht mehr sterben.
Keine Krankheiten mehr, keine Eifersucht, kein Neid, keine Angst und jede Sekunde Eures Daseins voller Lust!
Lasst Euch transformieren! Kommt zu den Schiffen!"

Und die Menschen kamen.
In gewaltigen Prozessionen machten sie sich auf.
Die Klappen der Schiffe waren weit geöffnet, die Menschen stiegen die Rampen hinauf. Wenig später schoss wieder eine rosa Wolke kleiner Puschel aus einer Luke. Fröhlich und flink wie Kolibris hüpften sie durch die Luft, verteilten sich im Gelände.

Ab und zu erhob sich eines der Schiffe und flog davon. Wenig später kam ein anderes dafür.

Aber nicht alle Menschen folgten dem Ruf.
In jeder Stadt, in jedem Dorf gab es Verweigerer. Sie schlossen sich zusammen und kümmerten sich um die Hinterlassenschaften der Transformierten.
In Hamburg gingen sie Straße für Straße durch, betraten die Häuser, befreiten zurückgelassene Haustiere, schleppten tonnenweise Topfblumen ins Freie, um sie in den Parks einzupflanzen.
Sie schlossen die Fenster und öffneten die Dachluken der Trockenböden für die Vögel.
Abends trafen sie sich in verlassenen Kneipen.

Im zehnten Jahr nach Ankunft der Schiffe hatte sich Hamburg in einem Maß verändert, das sie nicht für möglich gehalten hätten.
Immer noch lebten etwa 10.000 Menschen in der Stadt. Niemand arbeitete mehr für Geld - es gab ja keine Notwendigkeit. Wohnungen samt Einrichtungen standen im Überfluss zur Verfügung. Kleidung und Gebrauchsgegenstände gab es in den nun offenen Kaufhäusern.
Autos fuhren kaum noch, weil das Benzin knapp war - aber kleine Werkstätten reparierten und bauten Fahrräder, die sie gegen Nahrungsmittel eintauschten.

Die Arbeit der Jäger in den Staatsforsten hatten die verwilderten Hunde übernommen. Sie rissen Rehe und jagten die sich sprunghaft vermehrten Kleintiere.
Überall in der Stadt waren Uhus, Weihen und Habichte zu beobachten. Sie lebten in den offenen Dachböden, vermehrten sich froh und munter und hielten die Ratten und Mäuse in Schach.
Die Stadt war voll von Eichhörnchen, Waschbären und Füchsen.

Das Verblüffendste aber waren die Pflanzen. Sie hatten die Stadt in kürzester Zeit erobert und wucherten ungehemmt über Häuser und Straßenschilder. Der riesige Stadtpark war voll von selbstgesäten Bäumchen. Und manch eine eingepflanzte Tropenblume war wild entschlossen gewesen, sich dem Klima anzupassen und zu überleben.
Ein wunderbarer Urwald war entstanden.

Sikora und Daniel waren unterwegs in diesem Urwald, um nach ihrem Kartoffelfeld zu sehen, das sie auf der Lichtung vorm Planetarium angelegt hatten. Beide waren mit Baseballschlägern bewaffnet. Man konnte nie wissen - die Hunderudel griffen alles an, was ihnen als jagdbares Wild erschien.

Obwohl sie sich mit fester Kleidung versorgt hatten, war der Marsch beschwerlich.
"Au Scheiß..." fluchte Sikora, als eine Brombeerranke ihr den Handrücken aufriss. Kleine Blutstropfen perlten heraus. Sie leckte schnell drüber.
Daniel sah es amüsiert. "Siehst du Sikora. Lass Dich transformieren! Nie wieder Schmerzen! Nie wieder Blut!"
Mit gespieltem Ärger warf Sikora eine Bombeere nach ihm.
"Ich bin doch nicht bescheuert! Nie wieder essen? Trinken? Ficken? Nie wieder Mensch sein?"
"Dafür ewiges Leben in ner Art Dauerorgasmus.. Fliegen können und so.." stichelte Daniel weiter.

"Fliegen können wär jetzt nicht schlecht" meinte Sikora und wies auf den Rand der Lichtung. Ein riesiger Labrador stand dort und witterte. Wo einer war, waren auch andere.
Beide griffen nach ihren Baseballschlägern, die sie am Gürtel trugen.
Vorsichtig pirschten sie sich näher.
"Ausgerechnet jetzt" meinte Sikora unglücklich. Daniel sah sie an. "Was ist denn los? Wir verhalten uns ganz ruhig. Vielleicht bemerkt uns das Rudel gar nicht". Doch Sikora schüttelte den Kopf. "Ich muss aber mal! Und wenn ich jetzt hier hinpinkel, riechen sie das bestimmt!" "Allerdings" meinte Daniel. "Hilft nichts, du musst es dir noch ne Weile verkneifen, bis die Hunde wieder weg sind."
Sikora biss sich auf die Unterlippe und sah sich um. Hinter ihr lag ein umgestürzter Baum. Sie setzte sich schnell auf den Stamm und schlug die Beine über. Daniel sah es beunruhigt. "So dringend schon?" Die junge Frau nickte nur.

Daniel bewachte weiter die Lichtung. Um Sikora abzulenken, redete er weiter mit ihr.
"Wenn du transformiert wärst, hättest du jetzt nicht solchen Druck auf der Blase. Du hättest überhaupt keine Blase. Also: Warum nicht?"
"Hab ich doch schon gesagt!" antwortete Sikora ungeduldig. "Das Ganze ist mir unheimlich. Die Puschel reden ja nicht mit uns. Die können uns gar nicht sagen, wie sich das anfühlt, Puschel zu sein. Sind die Hunde immer noch da?" Ihre Stimme klang drängend. Sie hatte begonnen, vor und zurück zu schaukeln. Ihre Blase war so voll, dass sie keinen Moment mehr stillhalten konnte.

"Mach bloss nicht in die Hose!" warnte Daniel. "Dann können dich die Biester meilenweit verfolgen!"
Sikora wusste , dass Daniel recht hatte. Sie kniff mit aller Macht die Schenkel zusammen und stöhnte leise. "Ich muss so nötig, ich kann gleich nicht mehr anhalten.. Sind sie noch da?" Daniel starrte auf die Lichtung. Vom Labrador war schon eine Weile nichts mehr zu sehen. Eigentlich hätte er das Sikora sagen müssen. Daniel stand mit dem Rücken zu ihr. So konnte sie nicht sehen, dass er schon seit einer Viertelstunde einen Ständer hatte. Verstohlen griff er sich in die Hosentasche und befühlte seinen Harten. Wie es ihn anmachte, dass sie so musste! Unauffällig begann er, hoch und runter zu reiben. Sein Atem ging schneller. Er hoffte, sie würde es nicht bemerken.

Sikora hatte ganz andere Sorgen. Sie konnte es kaum noch zurückhalten.
"Daniel, bitte! Sind sie noch da?!" jammerte sie verzweifelt. Sie hatte eine Hand zwischen die Schenkel geschoben und presste mit aller Kraft.
In Daniel stieg es hoch. Sein Schwanz sandte Klopfzeichen. "OK, hock dich hin und mach! Wir laufen dann ganz schnell über die Lichtung. Sie sind jetzt weg!" stieß er hervor.

Er hörte, wie sie hektisch die Jeans öffnete und sie nach unten zog. Sie rutschte nach vorn über den Stamm in die Hocke und begann zu pissen. Daniel konnte nicht anders - er drehte sich um. Zischend schoss ein scharfer Strahl zwischen ihren Beinen hervor. Als er auf den Waldboden auftraf, spritzten kleine schwarze Erdklümpchen hoch. Was für einen Druck musste sie gehabt haben! Daniel starrte auf den schäumenden kleinen See, der sich rasch vergrößerte. Er fühlte, wie es ihm kam, ganz tief und gewaltig. Sein Sperma schoss in Schüben in seine Hose. Und immer noch ein Schwall. Daniel schwankte...
Sikora sah es nicht. Ihr Gesicht war jetzt ganz entspannt. Die letzten Tropfen rieselten auf die Erde. Blitzschnell zog sie die Hose hoch und schloss sie wieder.
"Los jetzt!" trieb sie Daniel an.

Sie rannten über die Lichtung. Daniel mit weichen Knien.
Das Kartoffelfeld kam in Sicht. Sie rissen die reifen Pflanzen aus der Erde und sammelten die Kartoffeln in einen Sack.
Nach einer halben Stunde war der Sack voll und sie machten sich auf den Rückweg. Von den Hunden keine Spur.

Abends in der Kneipe saßen sie bei Bier und Pellkartoffeln mit den anderen zusammen.
Es ging wieder um das eine Thema: Transformation oder nicht.
"Für mich ist das nichts!" sagte Daniel überzeugt. "Ich bin viel zu gerne Mensch, viel zu gerne Mann!" Er sah zu Sikora rüber. Sie lächelte.

Epilog:
Zwei Jahre später gelang es einem jungen Mann, aus einem der Schiffe zu fliehen.
Er hatte eine ungeheuerliche Nachricht.
Transformation gab es nicht. Die Schiffe sammelten Menschen ein, um sie auf anderen Planeten als Sklaven in Bergwerken einzusetzen.
Die rosa Puschel waren von Anfang an in den Schiffen gewesen. Kleine Roboter, die sehr flink fliegen konnten.
Die Nachricht verbreitete sich schnell.
Die Schlacht um die Erde begann.



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