Törn


Nina war aufgeregt.
Björn hatte sie auf seine Yacht eingeladen!

Seit einem halben Jahr arbeiteten sie nun in einer Abteilung zusammen. Zuerst hatte sie Björn nicht ausstehen können. Er war für die EDV zuständig, Programme adaptieren und so. Fremde Welten für Nina.
Als Controllerin war sie zwar ohne PC komplett aufgeschmissen, konnte auch mit den Programmen arbeiten - nur was alles dahinter steckte, hatte sich ihr nie so ganz erschließen wollen.

Björn dagegen sprach mehrere Computersprachen und pflegte ein geradezu libidinöses Verhältnis zu seiner Hardware.
Nie würde sie vergessen, was passiert war, als sie versehentlich eine halbe Tasse Milchkaffee über seinen am Boden stehenden PC ausgegossen hatte.
Björn kniete sich vor den Kasten, wischte hektisch mit den Ärmeln seines Hemdes die Flüssigkeit auf und jammerte die ganze Zeit leise vor sich hin: "Neeeiiinnn.. neeeeiiinn.. das geht doch nicht.. spack mir jetzt bloß nicht ab.. halt bloß dicht.. ich komm ja gleich und helf dir..." Etwas später hatte er das Gehäuse aufgeschraubt und war mit mehreren Spezialtüchern im Inneren zugange gewesen.
Für Nina hatte er nur einen waidwunden, strafenden Blick übrig gehabt.
Ihre gestammelte Entschuldigung war ohne Reaktion geblieben.

Wochenlang hatte er sie das spüren lassen. Stumm und gekränkt hatte er ihre Aufträge entgegen genommen. Immerhin hatte sie sich an seinem "Baby" vergangen.
Einerseits hatte Nina sich über diese Behandlung geärgert. Andererseits war ihr schon bewusst, dass sie doch irgendwie eine Mitschuld trug.

Dazu kam, dass sie mit der Zeit feststellte, wie sehr ihr Björn gefiel.
Er war nicht der typische, bleichgesichtige und krummrückige Rechner-Junkie. Im Gegenteil. Björn sah erstaunlich trainiert aus, war stets etwas braun gebrannt - eher so der Surfer-Typ. Seine Bewegungen waren schnell, federnd sprang er zwischen seinen beiden Stationen hin und her - er schien immer genau zu wissen, was er tat.
Immer öfter hatte sich Nina dabei ertappt, wie sie ihm versonnen zusah, ihre Blicke an seinem Körper entlanggleiten ließ. Außerdem war er der beste Computerspezialist, den sie je erlebt hatte. Ihre Bewunderung für ihn wuchs von Tag zu Tag.
Aber wie sollte sie aus der verfahrenen Situation nur heraus?

Die rettende Idee war ihr einen Monat später gekommen. Ihr war es gelungen, eine vergessene Kostenstelle zu reaktivieren.
"Du Björn?" hatte sie beiläufig gefragt, "Du brauchst doch noch ein zusätzliches Budget für deine Stationen, oder? Ich hab hier eine Kostenstelle, auf die kannst du ohne Probleme buchen. Bis 10.000 im Monat kann ich das abzeichnen, aber nur bis Ende des Jahres."

Dieser Deal hatte ihr Verhältnis von Grund auf geändert.
Björn zerfloss fast vor Dankbarkeit. Binnen weniger Wochen hatte er aus seinem Arbeitsplatz so eine Art Kommandobrücke für Computerfreaks gemacht.
Mehrere PCs standen um ihn herum, externe Festplatten, drei der besten hochauflösenden Monitore des Planeten und ein paar Apparaturen, von denen Nina den Verwendungszweck nicht mal erahnen konnte - alles wild miteinander verkabelt.

Ihre Aufträge wurden in Windeseile erledigt und Björn hatte begonnen, mit ihr tatsächlich auch über andere Dinge als die Arbeit zu reden.
So hatte sie zu ihrer Verblüffung erfahren, dass er eine Yacht besaß. Vom Vater geerbt. "Eigentlich ist das Boot mein einziges Hobby außer den Computern. Bin als Kind schon immer mit draußen gewesen und mein Alter hat mir alle Tricks beigebracht. Jetzt, wo die neue Satcom Anlage drauf ist, überleg ich mir, mal weiter raus zu fahren. Aber erstmal will ich um Helgoland rumfahren, übernächste Woche, im Betriebsurlaub."
"Alleine? Geht das denn? Müssen da nicht immer zwei Mann an Bord sein?" hatte sie unschuldig gefragt.

Björn sah sie lange an. "Also, ich kann die Miramar schon alleine fahren. Das ist ein hochmodernes Teil mit allen Schikanen. Aber wenn du nix anderes vorhast.. ääh.. ich meine.. ich weiß ja nicht, ob dir das recht ist, alleine mit mir auf dem Boot, aber ich.. also ich würde das nicht irgendwie ausnutzen oder so..." Verlegen brach er ab.
Nina betrachtete innerlich lächelnd seine hochroten Ohren, durch die das Tageslicht leuchtete, wie durch Kirchenfenster.
"Björn, ich trau dir. Wenn du mich mitnehmen magst - also, ich würde mich echt total freuen!"

Und so war sie an ihrem ersten Urlaubstag nach Cuxhaven gefahren. Sicherheitshalber hatte sie nur leichtes Gepäck dabei: eine Reisetasche und einen Rucksack. Auf einem Boot war ja nicht soviel Platz.
Björn holte sie am Bahnhof ab und fuhr sie zum Yachthafen.
Als sie auf dem Anleger standen und Björn grinsend meinte: "Das hier ist sie", klappte ihr der Kiefer nach unten.

"War dein Vater Ölscheich oder so?" flüsterte sie ergriffen, ohne den Blick von dem riesigen, strahlend weißen Prachtstück abzuwenden, welches dort lag und den Schriftzug "Miramar II" trug.
"Nö. Zahnarzt. Aber mit einem Händchen für Aktien" erklärte Björn.
Über die einklappbare Gangway ging es an Bord. Nina bekam den Mund nicht mehr zu. "Die ist doch mindestens 20 Meter lang..." meinte sie. Björn lachte. "Mindestens!"

Ehrfürchtig schritt sie über die glänzenden Teakholzplanken.
"Wir bringen mal besser das Gepäck rein. Ich geh vor, dann kann ich dir alles zeigen" sagte Björn aufgeräumt.
Er stieß eine Tür auf und sie folgte ihm vorsichtig.
Mann! Innen waren edelste Hölzer verarbeitet. Ein großzügiger Salon mit Sesseln und Sofa in schilfgrün bildete den Hauptraum.
Nina musterte die polierten Messingbeschläge an den Schapps (falls man die Schränke im englischen Stil überhaupt so bezeichnen wollte).

Der Kartenraum lag zwischen Salon und Brücke, zu der eine kleine Treppe heraufführte.
Die Privaträume lagen hinten im Schiff.
Björn führte Nina in ihre Kajüte. Ein großes Bett, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein paar Wandschränkchen verteilten sich auf weitläufige 15qm.
"Du hast dein eigenes Bad" verkündete Björn und wies auf eine kleine Tür. Dahinter verbarg sich tatsächlich ein winziger, aber sehr stilvoll ausgestatteter Waschraum mit Dusche und Toilette.
"Ich hab das Gleiche gegenüber" meinte Björn fröhlich. "Mach es dir gemütlich, pack aus oder so. Ich geh nach vorne und leg schonmal ab. Das Wetter ist ideal und wenn wir sofort auslaufen, sind wir in einer Stunde schon auf hoher See." Mit diesen Worten ließ er sie allein.

Immer noch ganz erschlagen von der schieren Größe des Schiffes setzte sich Nina an den Schreibtisch und sah aus dem großen Bullauge auf das Wasser hinaus.
Wenig später hörte sie es surren und klappern. Die Miramar setzte sich in Bewegung. Ihr wollte nicht in den Kopf, wie Björn diese gewaltige Yacht alleine im Griff haben konnte.
Nachdem sie ihre Sachen verstaut hatte, ging sie nach oben auf die Brücke.
Björn saß entspannt auf einem Drehstuhl vor einer Reihe Armaturen. Kein Steuerrad, nichts. Seine Hand lag auf einem Joystick, den er ab und zu etwas bewegte.
Seine Selbstsicherheit beruhigte sie.
Hinter ihnen sah sie Cuxhaven kleiner werden und allmählich verschwinden, bis nur noch ein schmaler Streifen Land zu sehen war.

Zeit, sich seereisengerecht umzuziehen. Nina ging wieder zurück in ihre Kajüte und ging auf die Toilette. Danach zog sie sich komplett aus und duschte erstmal. Das Wasser war mühelos zu temperieren. Sie wusch sich die Haare und als sie sich mit dem dicken weichen Frotteehandtuch abgetrocknet hatte, das zur Ausstattung gehörte, war ihre Welt wunderbar in Ordnung.
Wenig später erschien sie an Deck, in T-Shirt, Shorts und Flip-Flops, schnappte sich einen Deckstuhl und setzte sich in die Sonne.
Nach einer Weile wurde sie schläfrig. Das gleichmäßige Schaukeln der Wellen lullte sie ein; sie schloß die Augen, um sie vor dem gleißenden Sonnenlicht zu schützen, dass sich hunderttausendfach auf den kleinen Wellen brach.

Als sie wach wurde, hatte sie Durst. Sie leckte sich über die Lippen... salzig. Die Meerluft hatte ihr Werk getan. Wie spät mochte es sein? Sie waren gegen 10 Uhr vormittags aus Cuxhaven weg - jetzt stand die Sonne schon im Westen. Nachmittags?
Erschrocken sah sie an sich herab. Das hatte ihr noch gefehlt. Sonnenbrand! Nina sprang auf wie von der Tarantel gestochen. Sie hetzte in ihre Kajüte und verteilte eine halbe Flasche Apres Solaire auf Gesicht, Arme und Beine. Noch tat es nicht weh, wenn sie ganz viel Glück hatte....
Als sie wieder zurückwollte, traf sie Björn. Er kam gerade aus der Kombüse und hatte Wein- und Wasserflasche in den Händen.

"Hast du gar keinen Hunger? Ist schon vier Uhr!" informierte er sie. Nun sah sie auch, dass er auf dem Tisch im Salon einen Riesenteller mit Schnittchen gestellt hatte.
Erfreut setzte sie sich.
Björn nahm ebenfalls Platz und sie aßen, tranken und unterhielten sich gelöst und heiter über den Fortgang der Reise.
"Das Schiff ist auf Automatik. Wir könnten jetzt tagelang so fahren. Die großen Seestraßen sind woanders und der Computer schlägt sofort Alarm, wenn was in die Quere kommt" erklärte Björn.

Nach dem Essen ging er dann aber doch wieder auf die Brücke. Nina schleppte das wenige Geschirr zurück in die Kombüse, belud die Geschirrspülmaschine (!!!) und kehrte zu Björn auf die Brücke zurück.
Der Sonnenuntergang war sensationell. Sie saß neben ihm und versank fast in den Farben. Das Meer war jetzt fast dunkellila, und ein unwahrscheinliches Orange ergoß sich mitten hinein.

Als es vollends dunkel war, drosselte Björn die Motoren. Er sah müde aus.
"Nina, sei mir nicht böse, aber es ist fast elf und ich muss mal ne Runde pennen. Wenn du Hunger kriegst - in der Kombüse findest du alles."
Sie nickte. "Klar. Ich hab mir ja eh diesen Sonnenbrand eingefangen, ist wohl besser, wenn ich auch ins Bett geh".
Sie trotteten hintereinander den Gang runter und verschwanden in ihren Kajüten.

Nina legte sich aufs Bett und versuchte einzuschlafen.
Aber inzwischen tat ihre verbrannte Haut doch weh und die Eindrücke des Tages hielten sie zusätzlich wach.
Irgendwann gab sie es auf. Es musste doch auf so einem Superkahn irgendetwas zu lesen geben!
Sicherheitshalber ließ sie das Licht in der Kajüte an, damit sie sich später leichter zurechtfinden konnte.
Dann machte sie sich auf die Suche.

Im Salon lag nichts herum. Auch die Schränke enthielten weder Bücher noch Hefte.
Vielleicht im Kartenraum?
Nina betrat das kleine Büro. Ein Schreibtisch stand dort und darüber war ein Schrank. Verschlossen! Sie öffnete die oberste Schreibtischschublade und fand den Schlüssel ziemlich schnell. Dass Menschen immer die gleichen Plätze für Dinge hatten...
Dann öffnete sie den Schrank.

Ihre Augen weiteten sich.
Acht kleine Monitore befanden sich im Inneren. Darunter war ein Computer und eine Tastatur, aber nicht mit Buchstaben. Es gab nur neun Tasten, fein säuberlich beschriftet.
"On", "Cam 1", "Cam 2", usw. - rechts davon zwei Regler, der eine für Helligkeit, der andere für Kontrast.
Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen. Zitternd drückte sie auf "On". Die Monitore begannen kurz zu flackern, dann sah sie es.
Jeder einzelne zeigte ein anderes Bild.
Jeweils vier Kameras waren auf die beiden Kajüten verteilt. Die linken vier Monitore zeigten Björns Kajüte. Obwohl es dort dunkel war, konnte sie genug erkennen. Eine Kamera war auf sein Bett gerichtet. Er lag dort und schlief. Die anderen drei waren in seinem Bad angebracht. Zwei zeigten die Dusche aus unterschiedlicher Perspektive. Die dritte war dunkel.

Ahnungsvoll wandte sie sich den rechten vier Bildschirmen zu.
Diese zeigten ihre Kajüte. Es war alles so wie bei Björn. Nur, dass Nina durch das angelassene Licht wesentlich mehr sah. Die vierte Kamera - NEIN, das KONNTE nicht sein!
Nina starrte atemlos auf das Bild.
Offenbar war die Kamera irgendwo in der Toilettenschüssel angebracht. Sie fasste es nicht. Warum hatte sie das nicht bemerkt? Dann hätte Björn sie ja die ganze Zeit im Blick haben können - als sie sich ausgezogen hatte, beim Duschen, sogar beim...

Sie stellte sich den Anblick vor, den sie vorhin geboten haben musste.
Ihr wurde kalt. Mit einer Mischung aus Zorn und Angst schaltete sie die Anlage wieder aus, verschloss den Schrank und legte den Schlüssel zurück.
Sie flitzte in ihre Kajüte zurück. Da sie sich die Kameraperspektiven gemerkt hatte, fand sie die Dinger nach kurzem Suchen. Es waren wirklich winzige Objektive, kaum sichtbar und sehr trickreich in den Schrankverzierungen und den Luftlöchern der Deckenverkleidung versteckt. Das Meisterstück aber befand sich in der muschelförmigen Toilettenschüssel. Diese war von innen mit Fayencen bemalt. Große Blüten. In der Mitte einer davon fand sie endlich das Objektiv - hinter einer zusätzlichen wasserdichten Glaslinse.

Wenn sie die Kameras nun entfernte? Zuklebte? Das würde er sofort merken. Das konnte sie nicht riskieren. Aber was dann? Sie wurde sich schlagartig klar darüber, dass sie ihm komplett ausgeliefert war.
Er schlief jetzt. Nina ergriff die Gelegenheit, ungesehen und ausführlich aufs Klo zu gehen. Sie musste eben aufpassen, dass er auf keinen Fall vorne im Schiff war, wenn sie die Toilette oder die Dusche benutzte. Das konnte ja heiter werden!
Vor allem durfte er nicht rauskriegen, dass sie es wusste.
Sie brauchte lange, um einzuschlafen.

Am anderen Morgen um sechs summte ihr Wecker. Sie schlüpfte aus dem Bett, ging zu ihrer Tür und lauschte. Ihre volle Blase ziepte. Von fern hörte sie Björn noch in seiner Kajüte rumoren. Glück gehabt! Sie wetzte zur Toilette und pisste mit druckvollem Strahl, so schnell sie konnte. Dann zog sie sich rasch an. Draußen hörte sie Björn nach vorn gehen. Als sie in den Salon kam, war er im Kartenraum und schloss gerade den Schrank.
"Pech gehabt, du Bock" dachte sie befriedigt.
Sie frühstückten. Nina bewunderte ihre Verstellungskünste. Der sonnige Morgen hatte die Angstdämonen der Nacht besiegt. Locker plauderte sie mit Björn und schwärmte ihm von den Helgoländer Hummerbuden vor, auf die sie sich so gefreut hätte.
Eigentlich hatte Björn nicht vorgehabt, Helgoland anzulaufen - aber Nina drängelte, bis er nachgab.
Am Abend würden sie dort sein. Sie plante, sich auf Helgoland abzusetzen und mit der Fähre zurückzufahren.

Sie bemühte sich, im Laufe des Tages wenig zu trinken, aber das gab sie bald auf. Die Luft war zu salzhaltig und es war einfach zu warm. Würde schon gut gehen. Björn konnte ja nicht den ganzen Tag vorne bleiben.
Da hatte sich Nina allerdings getäuscht. Wohl weil er die Morgenvorstellung versäumt hatte, schien er wild entschlossen, sich keine weitere Show entgehen zu lassen.

Nina saß an Deck und überlegte. Es war 16 Uhr durch, sie musste seit zwei Stunden ganz nötig pinkeln und dieser Mistkerl bewegte sich nicht nach hinten. Musste der denn nicht auch mal irgendwann? Wahrscheinlich benutzte er eine Flasche oder so. Diese Möglichkeit hatte Nina nicht. Vielleicht gab es ja einen anderen Weg. Sie ging in ihre Kajüte und suchte. Nina musste sich zwingen, nicht von einem Bein aufs andere zu treten. Mit scheinbarer Ruhe checkte sie den ganzen Raum beiläufig nach einem Gefäß ab, das sie unauffällig benutzen könnte. Vergebens.

Sie kannte die Reichweite der Kameras. Es gab fast keinen toten Winkel im ganzen Raum, auf jeden Fall keinen, der groß genug gewesen wäre, sie komplett zu verdecken.
Sie dachte nach. Es musste doch auf dem Schiff einen Ort geben, wo er sie nicht sehen konnte? Von der Brücke aus hatte er Kartenraum, Flur, Salon und Kombüse im Blick. Ebenso das Deck. In den Kajüten waren die Kameras. Am Heck? Nina kniff die Schenkel zusammen.

Betont langsam ging sie an Deck und schlenderte nach hinten. Am liebsten hätte sie die Beine gekreuzt und am allerliebsten wäre sie an Ort und Stelle einfach in die Hocke gegangen. Sie stöhnte leise. Endlich kam sie hinten an. Das Deck war fast leer, nur eine riesige Taurolle lag dort. Nina setzte sich mit dem Rücken zur Brücke drauf.
Fieberhaft überlegte sie. Er konnte von seinem Platz aus nur ihren Oberkörper von hinten sehen. Ihre Blase war jetzt so knallvoll, dass Nina die Hand zu Hilfe nehmen musste. Das Schiff schaukelte leicht. Jede Bewegung der Yacht machte es schlimmer. Ninas Schenkel begannen zu zittern. Sie zog mit der anderen Hand das Bündchen der Shorts nach oben. Aber das half auch nur kurz. Sie würde gleich in die Hose machen. Ihr wurde klar, dass er das auf jeden Fall hinterher sehen konnte. Was sollte sie nur tun? Nina musste so sehr, dass sie nicht mehr nachdenken konnte.

"Lass es doch laufen!" ertönte Björns Stimme direkt hinter ihr.
Nina erschrak sich dermaßen, dass sie die Beherrschung verlor. Entsetzt öffnete sie den Mund, sagte tonlos "OH" und spürte, wie es kam... Sie pisste! Der Stoff ihrer hellblauen Shorts färbte sich dunkel.. heiß wurde es.. heiß und nass..

Björn stand jetzt vor ihr und sah ihr zu.
In Nina tobten die Empfindungen durcheinander. Unendliche Erleichterung, Scham, Wut, Schreck und Lust jagten sich.
Es lief ihr die Beine runter, erst zischend, dann plätschernd. Der nasse Stoff der Shorts lag schwer an ihrer Haut. Sie fühlte sich ausgeliefert. Ihr eigener Körper hatte sie im Stich gelassen, sie hatte dem Drang nichts mehr entgegenzusetzen gehabt. Und immer noch strullte sie, Schwall für Schwall drückte es sich durch den Stoff, der jedesmal aufglänzte, wenn wieder eine Welle kam.

Björn wartete geduldig, bis sie fertig war.
"Du hast es herausbekommen." meinte er bekümmert.
Nina sah ihn halb ängstlich, halb wütend an. "Du..Du.. Schwein! Du..." Weiter kam sie nicht.

"Lass es mich erklären, BITTE!" Björns Blick war fast flehend. "Die Kameras hab nicht ich installieren lassen. Die waren schon da, als ich die Yacht bekam. Was meinst du, was ich damit zu tun hatte, das mit mir klarzukriegen. Mein eigener Vater! Was hat ihn getrieben , andere zu beobachten, wenn sie..."
Björn schüttelte den Kopf. "Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto klarer wurde mir, dass ich selbst auch so bin. Mich macht es an, andere beim Pinkeln zu beobachten. Aber es ist mir nie gelungen. Ich kann mich doch nicht einfach danebenstellen. Und ich bin kein Typ, der Löcher in Klokabinen bohrt. Das mit dir war das allererste Mal, dass ich sowas zu sehen bekommen habe. Du bist ja die erste, die ich auf das Boot mitgenommen habe.
Als du gestern in deiner Kajüte warst... ich hab dagegen angekämpft, aber ich musste es einfach mal sehen. Und da hab ich....." Björn brach ab. Hilflos zuckte er mit den Schultern.
"Es tut mir so Leid, Nina. Ausgerechnet du."

Langsam begriff sie. Da saß sie nun - mit nasser Shorts, eben noch die vermeintlich Ausgelieferte, und nun?
Ninas ganze Wut verflog. "Und ich hab richtig Angst vor dir gehabt, weißt du das?" Sie versuchte ein Lächeln. Es verrutschte auf ihrem Gesicht. Björn verschwamm vor ihren Augen. Dicke Tränen rollten ihre Wangen hinunter.
Sie ließ es zu, dass er sie tröstend in die Arme nahm. Und sie später in ihre Kajüte begleitete und ihr beim Umziehen half.

Sie sind nicht auf Helgoland gewesen.

Sie haben viel geredet, stattdessen, und irgendwann auch wieder gelacht. Und dann sind sie sogar... aber das ist eine andere Geschichte.

:-)))



Copyright for all contents: feuercaro (Author)

Alle Inhalte dieser Seite sind urheberrechtlich geschützt.
Unerlaubtes Kopieren und Vervielfältigen werden strafrechtlich verfolgt!