Für Pierre


Draußen schneit es dicke Flocken. Sie tanzen in den kleinen Böen, verwirbeln, verbinden sich miteinander zu noch dickeren Batzen, kommen endlich endlich an - auf der Erde, auf den Dächern, Autos, Bäumen. Ganz gleich, wieviele Umwege eine Flocke nimmt, der Gravitation muss sie sich am Ende doch ergeben.

Ihre filigrane Schönheit, geschaffen nur für diese eine Reise, zerbricht, verschmilzt, sobald sie angekommen ist.
Myriaden kristalliner Kunstwerke, jedes für sich einzigartig, entstehen und vergehen ohne dass eines Menschen Auge ihre glitzernde Pracht hätte bewundern können. Dennoch existiert diese Pracht.

"Das Auge sieht sich niemals satt". Ja. Wenn man denn sehen möchte.

Pierre, Du irrlichternder Derwisch, immer am Brennen, immer zu heiß, zu schnell auflodernd, voller Leidenschaft und Hingabe - und doch bist Du, wie wir alle einer Schneeflocke gleich.
Nur: DU bist betrachtet worden, bewundert, gewürdigt, geliebt.
Deine Schönheit hat uns angestrahlt, Dein Licht brannte hell. Ein Leuchtturm, der mir in finsterer Sturmnacht auf wütender See den Weg wies.

Pierre, der Mann, der mich als erster (und einziger) in Ketten legte.
Der neugierig war, auf Grenzen, der immer wissen wollte, wie weit wie weit wie weit kann man gehen. Wo zerbricht das Gerüst, die Schale, mit der wir uns vor der Nähe des anderen schützen.

Die Nacht, als Du sagtest: "Du behältst die Kontrolle. EIN Wort von Dir, und ich löse die Fesseln." Und dann hast du mich in Eisen geschlagen. Mein Gesicht zur Wand, im Stehen, meine Stirn lehnte ich gegen den kalten roten Ziegel. Und Du hast begonnen, meinen Rücken zu streicheln, meinen Hintern, meine Schenkel... bis sie zitterten. Kein Wort von mir, die ganze Zeit.
Kein Wort, als sich Deine Fingernägel in die Haut meiner Hüften gruben. Als Du mir erst sanft, dann wütend, in die Schulter gebissen hast. Kein Wort, als meine Arme schwer wurden und so weh taten, als ich nach Stunden alle Kraft aufwenden musste, die Kontrolle über meine prallvolle Blase zu behalten.
Nicht ein Laut kam über meine Lippen, als Du mir den scharfen Schlag mit der Gerte auf meinen Po versetzt hast. Es tat so höllisch weh, dass ich vor Schreck einige Tropfen verlor.. sie rannen langsam und kitzelnd die Innenseiten meiner Beine entlang. Du hast ihren Weg mit den Fingern nachgezeichnet... Ich hätte so gern die Schenkel zusammengekniffen, aber meine Fußknöchel waren in Ketten, ich stand da, mit gespreizten Beinen.

Als Du Dich zwischen meine Schenkel gehockt hast und anfingst, meine Lippen zu küssen, mit der Zunge dazwischen zu fahren, mich lecktest, meinen steinharten Kitzler vor- und zurückschnippen ließest - als ich begann, lautlos zu weinen, vor lauter Lust und Drang und Schmerz und Du immer weiter machtest, immer weiter - meine Tränen tropften in Deine langen weichen Haare - da hast Du den Kopf gehoben und mir ins Gesicht gesehen.
Flehentlich hast Du mich gebeten, jetzt endlich aufzugeben.

Ich hatte nur stumm und heftig mit dem Kopf geschüttelt.

Da bist du aufgestanden und hast mich von hinten umfasst. Dein steifer Schwanz rieb sich an meinen Pobacken und Du hattest eine Hand zwischen meinen Beinen, die andere massierte meine Blase. "Das ist nicht fair" keuchte ich noch, dann spürte ich, wie es Dir kam - und dann erst brachen meine Dämme.. und wie sie brachen. Ich pisste druckvoll auf Deine Hand, Deinen Arm und stöhnte, stöhnte vor lauter Lust und Erleichterung.

Ohne ein Wort hast Du die Ketten aufgeschlossen. Meine Arme fielen herunter, ich rieb mir die roten schmerzenden Handgelenke.

Nach dem Duschen hast Du versucht, mir etwas zu erklären.
"Es geht nicht nur um Macht. Es geht auch um die Lust, die dir das Aufgeben bereiten kann. Diesmal hast du gewonnen. Du hast aber den höchsten Punkt der Hingabe nicht erreicht, den Punkt, wo du dich vollständig mir überlässt, mir absolut vertraust, die Verantwortung endlich abgibst. Heute haben wir angefangen. Deine Ausbildung hat erst begonnen. Es wird ein langer Weg werden."

Wir sind ihn gegangen. Du hast mir Welten eröffnet.

"Ich habe Dinge gesehen", sagt Replikant Roy am Ende des Films "Blade Runner", "Dinge, die ihr Menschen niemals glauben würdet: Gigantische Schiffe, die brannten draußen vor der Schulter des Orion, und ich habe Seabeams gesehen, glitzernd im Dunkel nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden verloren sein in der Zeit. So wie Tränen im Regen. Zeit zu sterben."
Die Trauer um den Tod, der allen gemeinsam ist, ermöglicht die Versöhnung mit dem Replikanten. " Ein Jammer, daß sie nicht leben wird!" ruft der Polizist schließlich Deckert, dem Blade Runner, nach, der nicht weiß, wie lange seine Liebe dauern kann.

Aber wer tut das schon?

Adieu, Pierre.



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