Raumhafen


Nervös fingerte Ridley Deveraux an der Automatik herum. Schon zum dritten Mal waren die Parameter erst korrekt angezeigt worden, dann aber in wilde Schlieren zerflossen. War das jetzt nur ein Schirmproblem oder steckte eine Macke des Hauptrechners dahinter?
Entnervt startete sie das Fehlersuchprogramm.

Nach endlosen 10 Minuten kam die Meldung. Es war der Schirm.
Na gut, die Beaverette hatte 35 Jahre auf dem Buckel und die Anzeigen waren somit geradezu antik. Zeit für eine Generalüberholung.
Seit dieser Sache mit Centauri hatte Ridley Credits genug, sich alles Mögliche zu kaufen - ein neues Schiff beispielsweise. Aber sie hing an der Beaverette und hatte ihrem kleinen Jäger irgendwann ein Versprechen gegeben. Damals waren Delgados Schergen hinter ihr her gejagt und sie hatte sich mit ihrem langsameren Schiff im Schweif eines Asteroiden versteckt. Während sie atemlos dem häßlichen Knirschen der Gesteinsbrocken auf der Schiffshaut lauschte, schwor sie:"OK Kleine, halt durch, dieses eine Mal. Solange du mich nicht hängenlässt, werd ich dich nicht verschrotten lassen, okay? Ich werd dich fliegen, bis man dich nicht mehr reparieren kann, nur Hydrazin vom Besten und erstklassige Mechaniker - aber: HALT DURCH!"
Die Beaverette hielt durch - und Ridley ihr Versprechen.

Vor der Centauri Mission waren in einer hektischen Aktion Hyperraumgeneratoren eingebaut worden. Seitdem war das Schiff nahezu unschlagbar - nur eben auch alt. Die Struktur müsste dringend erneuert werden, die Hälfte aller Rechner und vor allem die Anzeigen. Es half nichts.

Ridley stellte eine Verbindung zum Zentralen Raumhafen Orion her. Nach kurzer Verhandlung (sie erwähnte, wer sie war und was sie zu zahlen bereit wäre) bekam sie sofort einen freien Platz. Nur dauern würde das Ganze. Unter vier Wochen war nichts zu machen. Vier Wochen auf dem Raumhafen! Ridley konnte sich etwas Schöneres vorstellen. Seit ihrer grandiosen Mission war sie bekannt wie ein bunter Hund. Nix von wegen unerkannt an der Bar rumhängen oder sich inkognito unters Volk mischen. Aber da musste sie wohl durch.

Der Anflug und das Andocken verlief noch unspektakulär. Als sie aber aus dem Schiff stieg, wurde sie schon von einer Delegation des Hafens erwartet. Unter vielen Verbeugungen begrüßte sie der Hafenmeister und beeilte sich, ihr zu versichern, wie unendlich geehrt man sei, die große Deveraux empfangen zu dürfen. Sie könnte sicher sein, dass man ihr legendäres Schiff behandeln würde, wie ein rohes Ei...
Ridley warf einen Blick auf die das Bataillion von 50 Mechanikern, das bereitstand und lächelte in sich hinein. "Hundert Credits für jeden von Euch, wenn Ihr die Beaverette gut behandelt!" Der Jubel war unbeschreiblich. Hundert Credits ensprachen einem halben Jahresverdienst. Ridley verließ das Dock und begab sich zu ihrer Unterkunft.

Der Hafen bestand aus einem gigantischen Ring, der sich drehte und so durch die Fliehkraft etwas herstellte, das irdischer Schwerkraft ähnlich war, zumindest außen. Ridleys Quartier lag außen. Eine Suite, geradezu generös bemessen für Hafenverhältnisse, fast 20qm Wohnraum und dann noch das Bad. Sie war versöhnt.

Die nächsten Tage verbrachte sie damit, sich neue Kleidung zu beschaffen, zum Friseur zu gehen (in ihrem neuen Outfit würde man sie bestimmt nicht so leicht wiedererkennen) und alle 57 Restaurants im Display abzuchecken. Nach einer Weile wurde ihr langweilig. Ein Zwischenbesuch im Dock hatte ihre Laune zusätzlich niedergeknüppelt. Die Beaverette war fast komplett in sämtliche Einzelteile zerlegt worden. Das konnte dauern.

Sie saß schließlich an einer der zahllosen Bars und hatte gerade beschlossen, sich zu betrinken, als der Barkeeper sich zu ihr beugte. "Waren Sie schon im neuen Entspannungsbereich? Nur für Piloten. Nicht billig, aber sehr interessant..." Ridley sah ihn erstaunt an. "Entspannungsbereich?" Der Barkeeper grinste süffisant. "Sie müssten doch am Besten wissen, was das heißt, als Pilot unterwegs zu sein. Die meisten nehmen Drogen, Staub oder Peptide. Na, und wenn einem das Testosteron bis zu den Ohren steht, muss man ja irgendwo hin, mit der ganzen... Energie."

Ridley wusste nur zu gut, was er meinte.
Sie war selbst jahrelang Staubdealerin gewesen - und Konsumentin. Ridley brauchte ihre Drogen, um fliegen zu können. Also: FLIEGEN. Nicht durch den Raum krauchen wie eine flügellahme Ente. Und Ridley kannte die Nebenwirkungen von Staub. Man wurde hyperempfindlich davon, nervös und - geil.
Jetzt, wo sie daran dachte, spürte sie das Kribbeln in ihrem Unterbauch, das Ziehen in den Leisten und ein sehr sehnsüchtiges Pochen zwischen den Beinen. Nur: Was konnte es denn für Pilotinnen geben? Bei Männern war das einfacher. Da gab es die Relax-Becken - aber für Frauen? Der Barkeeper reichte ihr einen Chip. "Es ist in Sektion 14. Stecken sie den Chip in Tür 2A."

Ridley trank den Cocktail aus, zahlte und machte sich auf den Weg. Tür 2A war schnell gefunden. Der Chip funktionierte. Sie betrat einen hellen Raum, der ein wenig wie eine Badeanstalt aussah. Um ein großes Wasserbecken herum waren Bänke aufgestellt. Sie setzte sich und sah fasziniert dem Treiben im Wasser zu.
Im Pool waren Tische, die Platten etwa 5 cm über der Wasserlinie. An diesen Tischen stützen sich Männer mit den Armen auf und nippten an Drinks, die ihnen von eilfertigen Bediensteten gebracht wurden.
Der Clou aber waren die Fische.

Schöne blaue barschartige Fische aus den Meeren von Selena IV.
Sie schwammen langsam zwischen den Beinen der nackten Männer umher, bis sie fanden, was sie suchten: einen halbsteifen oder steifen Schwanz. Die Fische stülpten ihr Maul über den Schwanz und begannen, zu pulsieren. Sie ernährten sich von Sperma und waren Meister darin, es hervorzulocken. Ridley hatte keine Ahnung, was für ein Gefühl es sein mochte, derart gemolken zu werden und beobachtete das Gesicht eines dunkelhaarigen Mannes, dessen Harter sich gerade bis zum Anschlag in einem Melkerfisch befand.
Zunächst sah der Pilot unbeteiligt ins Nirgendwo, dann aber, ganz allmählich, verspannte sich sein Körper. Er presste die Hände auf die Tischplatte, warf den Kopf in den Nacken und keuchte. Ridely sah, wie das leuchtende Band an der Seite des Fischleibes sich in immer schnellere Wellen warf. Der Mann hatte begonnen, mit der flachen Hand auf den Tisch zu schlagen. Er hatte die Augen geschlossen. Über sein Gesicht liefen Wogen von Wollust. Sie hörte ihn stöhnen: "Hooohhooo...ooh.....Jaaaahhhhhh". Endlich war es vorbei. Der Fisch ließ los und schwamm fort. Der Pilot blieb noch etwas im Becken, bis er wieder zu Atem gekommen war und stieg dann die Treppe herauf. Er streifte Ridley mit einem kurzen Blick und verschwand in Richtung Bar.

Relax-Becken waren ein kostenloser Service des Raumhafens. Es hatte sich im Laufe der Zeit herausgestellt, dass durch ihre Einrichtung die Zahl der Schlägereien und Messerstechereien rasant nach unten ging. Das allein war es wert. Entspannte Piloten waren zufriedenere Kunden, so einfach war das.
Für den gehobenen Geschmack gab es noch die Hafenhuren. Versierte Frauen ihres Faches, aber auch sehr teuer.
Aber was konnte der Barkeeper gemeint haben? Er hatte sie doch nicht zum Becken geschickt?

"Wünschen Sie Entspannung?" Der Bedienstete lächelte freundlich.
Ridley nickte. Der unifomierte Mann ging voraus und sie betraten einen weiteren Raum. Dieser hier war eher klein, enthielt eine Bar und eine Liegewiese. Außer ihnen war kein Mensch dort. Der Angestellte ging hinter den Tresen. "Zu Ihren Diensten, Madame. Sie können wählen zwischen Vibrationsentspannung, Massage - trocken oder im Wasser- oder einem Empathen, auch mehrere, wenn sie möchten."
Empathen waren überhaupt nicht Ridleys Ding. So bezeichnete man männliche Prostituierte und Ridley erschauerte bei dem Gedanken, dass sie jemand Fremden dafür bezahlte, dass er seine Haut an ihre legte und... Nein, das wollte sie nicht.
"Keine Empathen!" entschied sie daher. Massage fiel in die gleiche Kategorie. Piloten waren Einsamkeit gewohnt. Die meisten waren soziale Analphabeten und auch Ridley schreckte vor zuviel Nähe zurück.

"Vibration. Wie geht das?" Ridley war neugierig. Der Mann wies freundlich auf einen eigenartig gestalteten Barhocker. "Nehmen Sie Platz. Ein Getränk?" Sie bestellte einen großen Gin Tonic und setzte sich auf den Hocker. Er war hinten wie ein Fahrradsattel geformt, vorn aber ging die Sitzfläche nach oben und verbreiterte sich. Ein warmes Polster umschloss ihren Hügel und ging ihr fast bis zum Nabel. Ridley presste ihren Berg dagegen und seufzte vor Wohlbehagen.
Der Barmann reichte ihr ein kleines Kästchen mit einem Regler. "Sie können die Stärke der Vibration selbst steuern. Soll ich Sie allein lassen?" Sie sah ihm in die Augen. Keine Spur von professioneller Kälte. Schöne Augen, grau und verständig. Er gefiel ihr. Wieso war ihr das vorhin nicht aufgefallen? Entschlossen schob sie das Kästchen zurück zu ihm.
"Sie sind der Experte."

Der Mann sah sie mit einem seltsamen Ausdruck an. Dann mixte er sich selbst einen Drink, legte seine Unterarme auf den Tresen und schob den Regler eine Winzigkeit nach oben. Ridely spürte ein Summen zwischen ihren Beinen, ein elfensüßes Kribbeln.
Lust flutete hoch, bis in ihre Kehle. Ihre Knospen waren schlagartig steinhart geworden. Der Mann sah sie weiter unverwandt an, direkt in ihre Augen, um die es verräterisch zu zucken begonnen hatte. "So nötig ist es schon? Wir haben doch gerade erst angefangen?" fragte er freundlich. Ridley griff nach dem Glas, um ihre Verlegenheit zu überspielen und stürzte es in einem Zug hinunter. "Noch einen" keuchte sie. Der Barkeeper goß ihr sehr ruhig einen weiteren Drink ein. Ridley trank ihn zur Hälfte aus und merkte plötzlich, wie voll ihre Blase war. Klar, sie war ja seit Stunden nicht pinkeln gewesen und die ganze Aufregung kam noch dazu. Es pochte in ihrem Unterbauch.

Was hinderte sie, kurz zur Toilette zu gehen?
Aber der Barmann hatte den Regler etwas weiter geschoben und bevor Ridley einen klaren Gedanken fassen konnte, jagten die stärker werdenden Vibes derartige Wonneschauer durch sie, dass sie sich mit beiden Händen am Tresen festhalten musste.
Ihre Schenkel zitterten, sie presste ihren Hügel und die prallen Lippen fest gegen das Polster. Wie sie auf einmal musste! Und wie geil sich das alles hier anfühlte! Aber wie sollte es denn jetzt weitergehen? Ridley sah den Mann verzweifelt an. "Ich muss mal.. es ist so geil.. ich muss aber mal.." Auf der Beaverette hätte sie es jetzt einfach laufen lassen, aber hier? Unter den Augen eines Fremden?

"Beherrsch dich. Du bist doch gleich soweit. Es kommt dir jeden Moment, ich seh das doch. Du kannst es bestimmt noch etwas anhalten." Unerbittlich schob er den Regler höher.
Die Vibrationen hatten jetzt ihren ganzen Unterleib erfasst. Sie spürte förmlich, wie ihre Blasenwände summten. Der Drang trieb sie fast zum Wahnsinn. Sie war so verdammt geil, wie nie vorher in ihrem Leben und gleichzeitig musste sie so dringend strullen, dass ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Ridley begann zu juckeln. "Bitte.. ich kann gleich nicht mehr.. ich MUSS mal.. bitte.. ich mach mir gleich in die Hose!"

Er reagierte nicht, sah ihr nur in die Augen. Da spürte sie es kommen.. es kam gewaltig, aus der Mitte ihres Bauches stieg ihr Höhepunkt auf, klopfend, pulsierend, ziehend - erfasste ihren ganzen Körper, löste alle Spannungen, Verkrampfungen - und die mit aller Kraft zusammengezogenen Beckenmuskeln. Ridley fühlte, wie ein heißer Schwall sich in ihre Stretchhose ergoss, dann noch einer, dann gab es kein Halten mehr.
Sie pisste! Es lief ihr die Beine entlang, endlos und bildete eine Pfütze auf dem Boden.
Der Mann war um den Tresen herumgegangen und stand neben ihr. Er sah zu, wie sie druckvoll strullte, plätschernd, fassungslos an sich herabsehend.

Sanft legte er ihr den Arm um die Taille.
"Ridley Deveraux, das wurde aber mal Zeit, was?"
Verblüfft sah sie ihn an. "Johann Simonsson, kurz Joe" stellte er sich vor. "Erster Pilot der Handelsflotte von Hyundai. War gar nicht so leicht, Dich zu erwischen." Er lächelte.

Später, in seiner Unterkunft, erzählte er ihr, wie lange er schon hinter ihr her war, hinter der sagenhaften Pilotin von Centauri. "Ich wollte Dich unbedingt kennenlernen. Weißt Du, ich hab ein Holo von Dir immer bei mir. Seit Deiner Mission damals weiß ich, dass wir beide aus dem gleichen Holz sind. Wellenreiter. Aber Du bist die einzige Frau, die das kann, und die einzige, die mich verstehen könnte... Als ich hörte, dass Du hierher kommst und etwas bleiben musst, bin ich Dir sofort nachgeflogen. Na, und dann hab ich ein paar Barkeeper bestochen." Er schüttelte den Kopf. "Ich habe nicht geahnt, wie sich das entwickeln könnte, aber ich musste einfach Deine Barrieren überwinden. Verzeihst Du mir?"

"Hab ich schon" meinte sie nur und diesmal hatte sie nichts dagegen, jemanden ganz nah an sich heranzulassen. Hautnah. Er hatte Recht gehabt. Es war höchste Zeit gewesen.



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