Flut


Cindy war entschlossen, nicht zu gehen.
Seit Tagen kamen die Warnungen im Radio, im TV, in den Zeitungen. "Verlasst die Stadt! Katrina wird fürchterlich! Packt das Nötigste ein und ab nach Texas!"
Cindy hatte noch keine Ahnung, dass diese Aufrufe später allen Ernstes den gesamten Evakuierungsplan darstellen sollten. Aber selbst wenn es anders gewesen wäre: Sie würde nicht gehen.
Sie hatte zu hart gearbeitet für dieses Haus.

Cindy war ein "Local Hero" in New Orleans. Eine stadtbekannte und völlig zu Recht verehrte Jazzsängerin. Zwei Auftritte am Abend (am Wochenende drei) brachten ihr zwischen 400 und 600 Dollar ein - jede Nacht. 150 davon vertrank sie mit ihren Freunden, der Rest wurde gespart. Erstaunten Touristen, die fragten, warum sie nie eine CD aufgenommen hatte und deshalb außerhalb von New Orleans nahezu unbekannt war, entgegnete sie fröhlich "Was würde das bringen? Dann spielt man mich im Radio, na und? Die paar Kröten. Tourneen, fremde Hotels, Studios und Reisen - darauf kann ich verzichten, wirklich. Nur auf diese Stadt nicht. Ich brauch meine Musiker hier. Meine Bühnen. Außerdem finde ich hier auch morgens um fünf immer den Weg nach Hause..."
Das war überzeugend. Und seitdem sie vor ein paar Jahren dieses wundervolle alte Haus im portugiesischen Stil gekauft hatte, würde sie die Stadt nur im Falle einer Feuersbrunst verlassen.

Wasser? Pah! Ein echter Cajun lebt mit dem Wasser. New Orleans liegt in den Sümpfen, auf dem Floating Land. Die Stadt ist immer feuchtwarm, atmet die Dämpfe und Miasmen der Mangrovenwälder. Cindy hatte keine Angst. Sie war immer auf sich selbst gestellt gewesen. Männer? Männer kamen und gingen. Sie hatte nicht oft Lust auf Sex, und wenn, wozu brauchte sie einen Kerl dafür. "Solang ich noch zwei gesunde Hände hab..." scherzte sie zuweilen. Aber wenn sie ehrlich war, DAS war es auch nicht. Sie hatte sich damit abgefunden, dass Erotik in ihrem Leben keine große Rolle spielte. Es gab ihr einfach nichts.

Sie verbarrikadierte die Fenster, schloß die Holzläden. Alles Wichtige an Dokumenten trug sie in den ersten Stock in ihr Schlafzimmer. Unten waren Küche und Wohnräume. Von ihrem vorderen Balkon aus sah sie, wie vollgepackte Pick-ups die Straßen entlang schlichen. Die Geschäfte schlossen eines nach dem anderen. Geisterhaft für eine Stadt, die praktisch 24 Stunden am Tag geöffnet hat. Kein Windhauch regte sich. Gespenstische Stille über den Dächern - nur auf den Straßen war ein reges Treiben.

Dann kam der Regen.
Cindy saß an ihrem Schreibtisch und lauschte. Sie war die heftigen, monsunartigen aber kurzen Güsse gewohnt, die regelmäßig über Nola (wie die Cajuns ihre Stadt nennen) niedergingen, aber dieser Regen hier begann und dauerte. Gleichmäßiges Rauschen begleitete den Tag. Ihre Auftritte hatte sie nicht erst absagen müssen. Die Stadt war in banger Erwartung, und die Clubbesitzer hatten andere Sorgen als Gäste und Künstler.

Als die Nacht hereinbrach, begann der Sturm.
Cindy lag bänglich gespannt in ihrem Bett. Draußen krachte es, dumpfe Schläge donnerten gegen die Fensterläden. In das Getöse mischte sich ein hohes Pfeifen. Sie hörte etwas im Parterre splittern. Ein Fenster? Sie wusste es nicht. Der Orkan wütete stärker. Als das Licht erlosch, zündete sie mit zitternden Fingern die bereitgestellte Kerze auf dem Nachtschrank an. Sie hatte den Stromausfall erwartet. Aber nicht das, was noch kommen sollte.

Noch nie hatte sie einen Orkan so wütend brüllen gehört. Der Lärm war derart ohrenbetäubend, dass Cindy ganz unter die Bettdecke kroch. Das Bettgestell schwankte, das ganze Haus war in Bewegung. Sie hörte, wie sich die Ziegel vom Dach lösten und betete, dass es bei den Ziegeln bleiben möge. Als der alte Eichenschrank umkippte, begann sie zu weinen. Das Tosen hörte einfach nicht auf. Cindy lag Stunde um Stunde zusammengekrümmt vor Angst, während Katrina versuchte, sich Zugang zu ihrem Zimmer zu verschaffen - an den Fensterläden riss, das Haus demontierte, Stück für Stück.
Die Kerze war längst erloschen, ein steter kalter Windhauch ging durch das Zimmer.

Cindy zitterte unter der Decke. Sie musste pinkeln, seit Stunden schon. Zunächst hatte sie das Drängen ignoriert, ihre Furcht war einfach größer gewesen als alles andere Empfinden. Sie wagte es nicht, inmitten dieses Infernos aufzustehen, geschweige denn aus dem Zimmer über den Flur zur Toilette zu laufen. Falls es den Flur und die Toilette überhaupt noch gab. Nun aber war der Druck unerträglich geworden. Cindys Hand stahl sich zwischen ihre zusammengekniffenen Schenkel. Sie erwog, ins Bett zu machen, aber sie hatte doch die neue Matratze erst vor ein paar Wochen erstanden!
Ein lautes Krachen aus Richtung Treppe brachte die Entscheidung. Vor Schreck ging ihr ein heißer Schwall ins Höschen. Panisch sprang sie aus dem Bett. Gerade noch rechtzeitig, die Matratze hatte nichts abbekommen. Nun stand sie bebend vor Angst mitten im Zimmer und spürte es an ihren Beinen entlanglaufen. "Jetzt ist es eh egal" dachte sie und lockerte die Beckenmuskeln. Während um sie herum der nackte Horror tanzte, strullte Cindy ergeben in den Baumwollslip.

Gleichzeitig mit ihrer ungeheuren Erleichterung trat eine allgemeine Beruhigung ein. Der Sturm ließ langsam nach. Ebenso schnell, wie Katrina gekommen war, ging sie wieder und gab das Haus frei. Cindy zog den nassen Slip aus und wagte sich auf den Flur. Alles schien intakt. Sie ging ins Bad. Das Wasser lief nicht, damit hatte sie gerechnet. Sie griff sich eine große Flasche Trinkwasser und wusch sich. Nachdem sie sich einen trockenen Schlüpfer angezogen hatte, begann sie den Rundgang, um die Schäden zu inspizieren.
Das Treppengeländer war fort, die Treppe aber stand noch. Ein paar Fenster waren vom Sturm aufgestoßen, das Glas zerbrochen. Und im Parterre stand das Wasser knöchelhoch.
Sie ging nach oben und machte das Radio an.

Ensetzt hörte sie, dass der große Damm am Lake Pontchartrain zu brechen drohte. Nola liegt in einer Senke und Cindy wusste, was auf sie zukam. Hektisch begann sie zu rechnen. Das französische Viertel, in dem ihr Haus stand, lag zwar hoch, aber nicht hoch genug über dem Meeresspiegel. Der erste Stock würde dran glauben. Und der zweite? Sie rannte nach unten, um Lebensmittel nach oben zu schleppen. Das Wasser war schon etwas gestiegen, es ging ihr jetzt bis zur Wadenmitte. Gehetzt trug sie Milch, Brot, Wasser in Flaschen hinauf. Im Radio brachten sie gerade, dass die gigantischen Pumpen, die Nola trocken hielten, wegen des Stromausfalles nicht mehr liefen. Die Stadt soff ab, unaufhaltsam. Cindy überlegte einen kurzen Moment. Draußen hörte sie Motorboote. Jetzt schon? Sie öffnete ein Fenster und sah, wie Bewohner mit ihrer nötigsten Habe in Booten durch die überflutete Decatur Street gondelten. Sollte sie gehen? Sie könnte um Hilfe schreien, man würde sie erkennen und mitnehmen... Aber da sah sie, wie aus Joey's
Elektroladen ein Gruppe von Männern rannte, beladen mit Fernsehern und HiFi-Geräten. Plünderer! Das hatte noch gefehlt! Nein, sie würde bleiben. Entschlossen ging sie an die Kommode und kramte das alte Gewehr hervor, lud und entsicherte es. Sie stellte die Flinte neben ihr Bett. Es war Abend. Sollten sie kommen!

Sie musste nicht lange warten.
Kaum, dass die Dämmerung hereingebrochen war, hörte sie, wie sich unten Leute an der schweren Holztür zu schaffen machten. Keineswegs leise. Offenbar rechneten sie nicht mit Gegenwehr. Wütend stapfte Cindy, das Gewehr im Anschlag, zur Treppe, zielte auf Geratewohl in den unteren Flur und schoss. Befriedigt lauschte sie dem erschreckten Schreien und den Flüchen von draußen. Die Plünderer flohen.
Cindy ging wieder zu ihrem Bett zurück. Sie legte sich hin und wartete auf die Nacht.

Diese Nacht war ganz anders als die vorherige. Diese Nacht war grauenhaft still. Das sonst so laute New Orleans wisperte im Flüsterton aus leise schmatzenden Wellen, die an den Mauern der Häuser leckten.
Das Surren der Bootsmotoren war allgegenwärtig, aber im Gegensatz zum gewohnten Verkehrslärm eher eine beängstigende Kulisse.
Vereinzelt hörte sie Rufe. "Hierher! Hierher! Hier sind noch Leute!" oder "Schickt ein Boot in die Royal, dort wollen noch welche raus!" - doch auch das Rufen wurde seltener, verstummte schließlich.
Das Wasser stieg.

Cindy holte ein paar Flaschen Gin aus der Truhe und goß sich ein Wasserglas voll ein. Sie trank in großen Zügen. Der Gin war warm, warm wie alles in diesem tropischen Klima, was nicht direkt aus dem Kühlschrank kam. Das zweite Glas schmeckte schon besser. Sie würde das hier überstehen, irgendwie. Und wenn schon überstehen, dann wenigstens betrunken.
Die Flasche war fast leer, als sie endlich einschlief.

Sie erwachte von dem Gefühl, in einer Wiege zu liegen. Mühsam arbeite sich Cindy aus dem Gindunst in die Wirklichkeit empor. Wo war sie? Achja, das Zimmer. Dunkel. Die Flut... Die FLUT!!!
Cindy stockte der Atem. Die Wände des Raumes schienen in Bewegung zu sein, der Boden ebenfalls. War sie immer noch betrunken? Wie spät war es? Tintenschwarze Nacht draußen. Das Schmatzen der kleinen Wellen war bedrohlich nahe, fast bei ihr.
Das ganze Zimmer schien voll von feinem Wasserdampf, warmem Dampf. Schwankte der Boden nun? Warum? Sie riskierte einen Blick aus dem bis zum Boden reichenden Fenster, welches zum Innenbalkon ging. Eine schwere heiße Bleikugel aus Panik kroch in ihr hoch. Das Wasser hatte den Balkon erreicht, das heißt, der erste Stock war komplett überflutet.

Oh Gott im Himmel! Das Haus war aus dem 17. Jahrhundert. Würden die Mauern standhalten? Cindy stellte sich vor, wie das Wasser ins Mauerwerk drang, den Mörtel löste. Wenn nun alles in sich zusammenfiel? Nur nicht bewegen!
Sie lag starr vor Furcht auf dem Bett und versuchte, klar zu denken. Der verfluchte Gin!
An Wänden und Decke waberten Muster der vom Mond beschienenen Wellen draußen. Cindy hörte das Schlürfen des Wassers an der Zimmerdecke unter ihr. Das kalte Grauen ergriff sie. So würde sie also sterben. Jämmerlich ertrunken in ihrem eigenen Bett. Dies waren die letzten Stunden ihres Lebens.

Aber sie lebte doch noch! Ganz allmählich gewann diese Erkenntnis in ihr die Oberhand. Solange sie am Leben war und keine Fehler machte, hatte sie eine Chance.
Erstmal ganz ruhig liegen bleiben. Sie traute ihrer Wahrnehmung nicht. Konnte sein, dass der Boden sie nicht trug, wenn sie aufstand. Sie überlegte hin und her, aber es kam immer dasselbe dabei heraus. Das Beste wäre, wenn sie blieb wo sie war und hoffte, dass das Wasser nicht weiter stieg.

In ihrer Blase zog es. Sie musste schon seit dem Aufwachen und die Angst in ihr machte es nicht besser. Die Matratze war ihr inzwischen herzlich egal, aber sie hatte keine Ahnung, wie lange das Ganze dauern würde und die Vorstellung, direkt im Nassen zu liegen, widerstrebte ihr dann doch. Cindy drehte sich ganz vorsichtig auf die Seite und schlang die Schenkel umeinander. So schnell würde sie nicht aufgeben, so schnell nicht. Sie wollte nicht ersaufen wie eine Ratte, sie wollte nicht ins Bett pinkeln wie ein kleines Mädchen. Sie würde ihr Leben und ihre kleine trockene Oase verteidigen, so lange es ging.

Der Druck wuchs. Cindy kniff die Beine zusammen und begann fast unmerklich, ihr Becken vor und zurück zu bewegen. Sie hörte sich leise wispern "Ich muss mal.. ich MUSS mal..." . Der Drang kam in Wellen. Trotz der Schwüle im Raum bekam Cindy Gänsehaut. Ihre Schenkel zitterten vor Anstrengung. Fast erstaunt nahm sie wahr, wie es anfing, fein und sehr lustvoll in ihrem Unterbauch zu kribbeln. Ihre Schamlippen waren vor lauter Zusammengekniffenwerden und dem Reiben der Schenkel ganz prall und durchblutet.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus, sie musste einfach mit der Hand zwischen ihre Beine fahren. Halb, weil sie jetzt so dringend strullen musste, dass es anders nicht mehr zu halten war, teils aber auch, weil sich ihre klopfende Muschi nach Berührung sehnte.

Ihre Finger glitten über den Baumwollstoff , der über ihrem Hügel spannte, tiefer, immer tiefer. Den Mittelfinger legte sie in ihre Spalte und drückte gegen ihre Harnöffnung, so fest sie konnte. Sie fühlte, wie sich ihr harter Kitzler unter der Berührung noch weiter aufreckte.
Sie musste einfach reiben, sie musste... Stöhnend fühlte sie es kommen. Langsam, unendlich langsam fluteten kleine geile Wellen in ihr, vereinigten sich zu einer Wonnewoge, die ihren ganzen Unterleib erfasste. Lustflammen schlugen in ihr hoch bis zu ihren Brustspitzen. Sie rieb mit der freien Hand über ihre harten Knospen. "Ooooh, ich kann nicht mehr..." keuchte sie. Jeder Quadratzentimeter Haut wurde abwechselnd kalt und heiß. Unerbittlich drängte ihr Saft zum Ausgang. Konvulsivisch kniff sie ein letztes Mal die Schenkel zusammen, aber sie konnte es einfach nicht mehr aufhalten. Kitzelnd drückte es nach draußen, ihre Finger wurden nass, das Höschen wurde warm - und es kam ihr, es kam kam kam ihr so, daß der ganze Raum widerhallte von ihrem "AAHJAAAHHHHH... OOOH... OOOH.."

Pulsierend zogen sich ihre Muskeln zusammen. Im Rhythmus ihres Orgasmus pisste sie, Schwall um Schwall. Die höchste Lust steigerte sich durch die plötzlich Erleichterung ins Unermessliche. Cindy bekam kaum Luft vor lauter Wonne. Die warme Nässe breitete sich unter ihr aus und hüllte sie ein. Fast weggetreten spürte sie das kitzelnde Strullen, das Strömen in ihr - sie genoss jede Sekunde davon.

Völlig außer Atem lag sie danach auf dem Rücken. Entspannt, gelöst und immer noch überwältigt. DAS war es also, das war das, worüber die anderen immer gesprochen hatten. Fast belustigt über sich selbst lächelte sie. Ihr Finger fanden wieder ihren Weg hinunter. Zärtlich streichelte Cindy über den nassen Stoff des Slips, fühlte hingerissen, wie sich die Haut ihrer Schamlippen lustvoll unter der Berührung zusammenzuziehen schien. Wie elastisch ihre Lippen waren, es schien fast, als wären sie prall erblüht unter dem gerade Erfahrenen. Selbstvergessen machte sie weiter, seufzte wohlig, als sie wie zufällig über den Knubbel fuhr, der postwendend kleine geile Signale durch ihren Körper funkte.
Als sich ihr Unterbauch sehnsüchtig zusammenzog, ging das Streicheln in sanftes Reiben über... Diesmal kam es ihr wie von selbst, nicht so gewaltig wie beim ersten Mal, aber dafür in völliger Entspannung, genussvoll und sehr sehr geil.

Als ihr zweiter Höhepunkt abgeebbt war, stand Cindy wie selbstverständlich auf. Der Boden schwankte nicht, er gab auch nicht nach. Sie ging auf den Balkon zum Innenhof und sah in den anbrechenden Morgen. Das Wasser war etwas zurückgegangen. Eine Handbreit vielleicht.

Sie hatte es überstanden.

Epilog:
Diese Geschichte beruht auch auf Berichten von Menschen aus New Orleans, die ich dort kennenlernen durfte.
Sie ist teils fiktiv, teils wahr.
Ich habe lange überlegt, ob ich über "meine" Stadt New Orleans in dieser Form schreiben sollte. Ich habe es getan, weil ich der Überzeugung bin, dass Nola unzerstörbar ist. Die Menschen dort sind es. Und ihre Geschichten können nicht oft genug erzählt werden.



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