Tora Tora


Die Idee kam Inga eines abends, nachdem sie wieder mal einen endlosen Nachmittag bei ihrer Tante Rosa verbracht hatte. Inga mochte Röschen eigentlich ganz gern. Ihre Tante lebte nun schon seit 20 Jahren allein und freute sich deshalb über die Besuche ihrer Lieblingsnichte. Für Inga sprang außer gut gekochtem Kaffee und Rosas legendärem Käsekuchen meist auch noch ein schönes Geschenk heraus. Sie brauchte nur etwas länger und versonnen ihren Blick auf eine von Röschens zahllosen antiken Stühlchen, Tischchen oder Bildern ruhen zu lassen - und schon schenkte ihre Tante bereitwillig und gern.

Heute war ein schöner Spiegel aus dem Flur dran gewesen. Dafür hatten sich vier Stunden ergebenes Zuhören gelohnt. Rosa berichtete in epischer Breite von ihren letzten Arztbesuchen, dem Verlauf ihrer diversen echten und eingebildeten Krankheiten - kurz, Inga litt und dachte an den Spiegel, der so wunderbar in ihr Schlafzimmer passen würde...

Nur einmal wurde sie hellhörig. Tantchen erzählte gerade: "...und dann hab ich abends ja auch immer diese dicken Beine, da ist Wasser drin, sagt Dr. Wöhler, und der hat mir deshalb Tabletten mitgegeben, die darf ich aber nur morgens nehmen, alle drei Tage eine halbe, weil, dann gehst du alle Stunde aufs Klo. Mit Einkaufen ist dann nix , das schaffst du nicht mehr, du musst ja praktisch die ganze Zeit. Und wenn man die abends nimmt, dann läuft man die ganze Nacht und kommt nicht zum Schlafen...aber helfen tun die tatsächlich!"

"Aha... Wie heißen die Tabletten denn?" fragte Inga mit plötzlich erwachendem Interesse.
"Warte mal, Mädchen, Toramalid oder Toratrasid oder so. Hab ne Großpackung davon im Badezimmer. Kannst Dir ja welche mitnehmen, wenn Du magst."
Das ließ Inga sich nicht zweimal sagen. Die Dinger hießen Torasemid und sahen ganz klein und harmlos aus. Inga schnappte sich eine Folie mit 10 Stück und verstaute sie in ihrem Täschchen. Später nahm sie noch den Spiegel mit, verabschiedete sich herzlichst von ihrer Tante und fuhr auf direktem Weg nach Hause.

Nun lagen die Tabletten vor ihr auf dem Tisch. Ingas Phantasie raste. Tantchen hatte natürlich keine Ahnung von Ingas heimlichen Neigungen. Inga liebte das Gefühl, wenn ihre Blase voll war. Sie ging mit Bedacht erst im letzten Moment zur Toilette, ließ es oft drauf ankommen, in der Öffentlichkeit fast die Beherrschung zu verlieren. Sie konnte die Male nicht mehr zählen, wo sie im Kaufhaus nach der Kundentoilette fragen musste, von einem Bein aufs andere trippelnd, die ersten Tropfen bereits fast im Slip...Endlich auf der Toilette angekommen, ließ sie es zischend laufen, genoss die Erleichterung. Nicht nur einmal nutzte sie ihre Erregung dann zu weiteren Aktionen. Die Vorstellung, es tatsächlich einmal nicht mehr zu schaffen, versetzte sie in ungeheure Spannung.

Bis jetzt war immer alles gut gegangen, wenn auch manches Mal um Haares Breite.
Ingas Blase war trainiert - und genau das war ihr Problem. Inga trank viel- Wasser, Tee und Kaffee- dennoch konnte sie mühelos acht bis zehn Stunden aushalten, ohne in den ersehnten Zustand des absoluten Müssens zu geraten.
Die Tabletten könnten das ändern.

Der nächste Tag war ein Sonnabend - wie praktisch. Inga beschloss, allen Mut zusammenzunehmen und es auszuprobieren.

Sie war sich bewusst, dass die unnötige Einnahme der Tabletten nicht risikolos war. Dennoch war ihre Neugier größer als ihre Angst.

Am nächsten Morgen duschte sie und zog sich mit Bedacht an. Warme Unterwäsche, schwarze Wollstrumpfhose, Schottenrock, Pulli, schwere Schuhe. SO warm war es schließlich nicht, und sie wollte immerhin raus.
Nach einem kargen Frühstück, bestehend aus zwei Bechern Kaffee, nahm sie mit klopfendem Herzen eine Tablette, zog den Dufflecoat an, griff sich ihre Tasche und verließ die Wohnung.

Der Fußweg ins Einkaufszentrum dauerte gut zehn Minuten. Inga ließ sich Zeit. Sie schlenderte an den Schaufenstern entlang. Die Luft war klar und kalt, der Himmel hellblau. Märzwetter eben. Inga überlegte, wann die Tablette wohl ihre Wirkung entfalten würde. Noch spürte sie nichts. Kurz vor dem EKZ änderte sie ihren Plan. Das Wetter war einfach zu schön, um den Tag in geschlossenen Räumen zu verbringen. Inga nahm den Weg, der Richtung Messegelände führte. Dort war ein kleines Cafe und Inga hatte vor, da noch einen Cappuccino zu trinken, auch um die Angelegenheit zu beschleunigen.

Ein kräftiger Wind blies durch die Alleebäume an der Straße und riss an den letzten trockenen Vorjahresblättern. Von irgendwoher kam der Duft verbrannten Laubs. Inga sah sich um und tatsächlich: Dicker blauweißer Rauch erhob sich hinter einem Gebäude. Dass musste das Gelände der Messeparkgärtnerei sein. Erstaunlich, dass dort auch am Wochenende gearbeitet wurde. Zum Cafe waren es bestimmt noch zwanzig Minuten zu Fuß - aber Inga spazierte fröhlich durch den Vorfrühling. Die Krokusse blühten bereits, der Februar war sehr mild gewesen. Alle Farben von weiß bis dunkelviolett wetteiferten mit dem satten Grün der frischen Blätter. Tief sog Inga den Atem ein.

Mitten auf dem Gehweg geschah es dann. Urplötzlich, ohne irgendeine Vorwarnung überfiel Inga ein derart unwiderstehlicher Pissdrang, dass sie stehenbleiben musste. HOLLA! Damit hatte sie nicht gerechnet, nicht mit dieser Gewalt. "Ganz ruhig" ermahnte Inga sich innerlich. Sie spannte bewusst und mit aller Kraft ihre Beckenmuskeln an. Klar war sie Druck gewohnt, sicher. Aber DAS hier, das war etwas anderes. Imperativ, auf sofortigen Vollzug drängend. Von Null auf 110 in 2 Sekunden, dachte sie. Was tun?

Zum Cafe war es zu weit, nicht mehr zu schaffen. Hier, auf dem Gehweg? Unmöglich, in zweierlei Hinsicht. Kein Sichtschutz, die Büsche alle noch unbelaubt, zuviele Spaziergänger. Die Gärtnerei! DAS könnte gehen - wenn INGA noch gehen konnte. Mühsam beherrscht probierte sie es. Kleine Schritte, angehaltener Atem. Sie pries den Umstand, einen Rock angezogen zu haben. Nichts drückte, wenigstens das. Ihr Unterbauch war prall gespannt, die Blase fühlte sich an, als hätte man einen Luftballon mit Wasser gefüllt - und zwar weit über sein Fassungsvermögen hinaus. Bei jedem Schritt hatte Inga das Gefühl, als würde der Dampfkochtopf in Ihrem Unterbauch explodieren. Das Schlimmste aber war, dass das Ventil so langsam begann, zu versagen. Inga spürte, das der Muskelring, der ihre Harnröhre sonst so zuverlässig verschloss, begann, nachzugeben. Keine Anstrengung würde noch lange helfen.

Wie in Zeitlupe kam das Gärtnereigelände näher. Inga keuchte. Mit Trippelschritten tänzelte sie um das Gebäude - endlich ungesehen hinhocken und dann pinkeln pinkeln pinkeln... DA!
Aus der Traum!
Vor einem Lagerfeuer aus altem Holz und Laub stand ein Mann.
Er hatte Arbeitsklamotten an, offensichtlich ein Gärtner. Er schien sie nicht zu bemerken. Inga blieb stehen. Fassungslos fühlte sie es tröpfeln, in den Baumwollslip, dann in die Wollhose. Warm und feucht wurde es, sie konnte dem Strom keinen Einhalt mehr gebieten - es lief einfach, es lief und plätscherte ihre Schenkel hinab. Unaufhörlich strömte es. Das laute Prasseln des Feuers übertönte das dezente Zischen, welches in Ingas Ohren gleich doppelt laut klang.

Sie stand völlig unbeweglich, wie eine Statue, inständig hoffend, dass ihr Malheur unbemerkt bliebe.
Die Nässe ereichte ihre Schuhe, zu ihren Füßen entstand ein See, der zusehends größer wurde. Inga ergab sich. Sie entspannte ihre Muskeln nun willentlich. Heiß schoss es aus ihr heraus. Vor Ingas Augen standen die Niagara-Fälle. Sie spürte den satten Strahl, mit welcher Kraft er an ihren Schamlippen entlang strömte, wie er sich am Stoff ihrer Wäsche brach, um in breiten Bahnen ihre Beine entlang zu fließen, heiß, warm, nass, geil. Ihr war warm, sie fühlte sich unglaublich. Dennoch wandte sie den Blick nicht einen Moment von dem Kerl am Feuer ab. Würde er es bemerken? Wohl kaum. Ihre Strumpfhosen waren blickdicht schwarz, ihre Schuhe ebenfalls. Der See zu ihren Füßen begann, in den Untergrund einzusickern.

Nur: es war März.
Als Inga es bemerkte, war es zu spät. Sie stand gleichsam in einer Dampfwolke. Als ihr entsetzt klar wurde, was für einen Anblick sie bieten mochte, wandte der Gärtner sich zu ihr um.
Er musterte sie gelassen von oben bis unten und wieder zurück. Inga schoss das Blut ins Gesicht. Er begann, etwas zu lächeln.
"Komm mal her ans Feuer, hier ist es wärmer" forderte er sie auf.
Zögerlich kam sie näher. Ihr war sonnenklar, dass er wusste, was los war. Ihm war ebenfalls klar, dass sie wusste, was er wusste.

Stumm standen sie nebeneinander. Das Feuer war wirklich heiß, Inga spürte, dass sie langsam vorne trocknete. Er schnüffelte. "Riecht gut, was?" meinte er. Sie sah ihn an. "WAS?"
Er grinste von einem Ohr zum anderen. "Laub, wenn es brennt, natürlich. Oder was dachtest Du eben?"
Inga sah betreten zu Boden.
"Magst nen Kaffee?" fragte er freundlich.
Sie nickte.

:-)))



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