Sinola


Äußerlich sieht man den Menschen zuweilen viel an. Manches Mal aber täuscht das Äußere und der nichts ahnende Betrachter hat keinen Schimmer von dem Bild, von dem Gefühl, das dieser Mensch von sich hat, den er gerade eben - meist mit einem Blick - in eine Schublade gepfeffert hat, die verlockend offen stand, und in der sich schon andere Personen befinden. Ob zu Recht oder nicht - der Betrachter wähnt sich seiner Erfahrungen so sicher, dass er einen Irrtum gar nicht in Betracht zieht. Auf diese Weise landen die Menschen - oft, ohne es zu wissen - in Kategorien, in Ecken, in denen sie sich selbst im Traum nicht vermutet hätten. Es gibt aber Menschen, die sehr wohl wissen, wie sehr man sich über sie irrt, und je nach Naturell versuchen sie, aus den Schablonen zu entkommen, die man ihnen übergestülpt hat. Andere wissen es, haben aber aufgegeben. Irgendwann.

Zu diesen Wesen gehörte Sinola.
Sinola fühlte sich fremd in der Welt. Sie WAR fremd in der Welt. Geboren wurde sie in Gambia als Tochter eines Grio, eines Geschichtenerzählers. Ihre Mutter floh früh aus dem Dorf, aus der Gefangenschaft, die der allmächtige Vater für seine Familie vorgesehen hatte. Die kleine Sinola wuchs in Flüchtlingslagern auf, kam schließlich im Alter von 12 Jahren nach Europa, dem Traumziel ihrer Mutter. Ihre Mutter, die nur weit weit fort wollte, weg von den Schlägen und dem Hunger - und die endlich als Flüchtling anerkannt wurde, da, wo es gut war. In Hamburg, dem freien Ort. Hamburg, wo es Arbeit gab und eine Wohnung. Und keinen Terror.

Sinola mühte sich mit der eigenartig harten Sprache, deutsch. Sie versuchte, in der Schule mitzukommen. Mama war den ganzen Tag arbeiten. Tochter lernte zu Hause. Sie war es gewohnt, selbständig für sich zu sorgen, für ihre Mutter und sich zu kochen, den Haushalt zu schmeißen. In Gambia wird so etwas schließlich schon von Achtjährigen erwartet. Aber in Gambia gab es auch eine Dorfgemeinschaft, die sich einvernehmlich um die Erziehung der Kinder kümmerte...

So wuchs Sinola heran, so einsam, wie ein Mensch nur sein konnte.
Als ihr Körper sich veränderte, erschreckte sich Sinola zutiefst. Sie war ganz anders gewachsen, als die Hamburger Mädchen in ihrer Klasse. Sinola war nicht groß, aber trotz langer Beine und schlanker Taille, trotz ihrer schmalen Hüften und ihrer Langgliedrigkeit bekam sie einen sehr runden, festen Hintern, der bald in keine Standard-Jeans mehr passte. Ihr Busen wurde voll und voller. Bald stellte sie fest, dass sie anfing, auf Jungs und auch Männer zu wirken. Sinola war weit entfernt davon, mit den Attributen ihrer Weiblichkeit zu spielen. Ihre Mutter hatte ihr eingeschärft, dass Männer immer nur Sex wollten, und nichts anderes im Sinn hatten, als ihre Triebe zu befriedigen. Diese Erziehung trug Früchte. Sinola war sehr in sich gekehrt, wehrte ängstlich aber heftig jeden schüchternen Kontaktversuch des anderen Geschlechtes ab. "Das wollen hier doch alle - es mal mit einer Exotin treiben! Einer braunhäutigen Katze! Hinterher lassen sich dich am Wegrand liegen, wie ein benutztes Papiertaschentuch!" Die Worte i
hrer Mutter brannten sich ein.
Obwohl ihre Mutter eine harte Sprache führte, wurde Sinola sehr prüde erzogen. Aufklärung? Ihre Mutter wollte keine schlafenden Hunde wecken und später, als Sinola 18 war, hielt sie jedes weitere Wort für überflüssig. Ihre Tochter wüsste gewiss bereits Bescheid und wenn nicht, würde sie schon was sagen...
Natürlich sagte Sinola nichts.

Entsetzt und durchglüht von Scham stand sie heimlich vor dem großen Badezimmerspiegel und betrachtete sich.

Ihre hoch angesetzten Brüste sahen aus, wie gemeißelt. Wie auf diesen Pornobildern mit den Silikon-Nutten, wie Mama sich auszudrücken pflegte. Die fast schwarzen Brustspitzen ragten keck nach oben und das sanfte Licht im Bad ließ Sinolas Busen aussehen, als hätte ihn Erwin Ross, der Hamburger Kiezmaler gestaltet. So etwas hatte sie schon mal auf der Reeperbahn gesehen: als Illustration vor einem Peepshow-Schuppen.
Aber das war ja nicht das Schlimmste.

Das Schlimmste war ihr Hügel. Direkt unter ihrem flachen braunen Bauch wölbte sich ihre Vulva - und was für eine Vulva! Sinola hatte verstohlen ihre Schulfreundinnen betrachtet, und von daher wusste sie, dass sie anders gebaut war. Unter ihrem Slip zeichnete sich ihr Geschlecht ab, als hätte ihr jemand eine halbe Mango hochkant in den Schlüpfer gesteckt. Oval, hervorstehend und riesig, so sah das aus. Sinolas Schamspalte war genauso hoch angesetzt, wie ihre Brüste: ihr Kitzler befand sich vorn, nicht etwa unten zwischen den Lippen versteckt, wie sie es mal in der BRAVO bei einem europäischen Mädchen gesehen hatte. Als Afrikanerin hatte Sinola kaum Schambehaarung - vereinzelt kräuselten sich kleine schwarze Löckchen auf der tiefbraunen Haut.

Klar trug sie keine Jeans, natürlich nicht. Wenn das jemand erahnte, wie sie untenrum aussah! Also waren Röcke angesagt, langweilige Schlabberröcke. Auch ihre Oberteile waren weit und verbargen alles, für das Sinola sich schämte. Sie wusste nicht, welcher Idiot in ihrer Klasse mal damit angefangen hatte. Sicher einer von denen, die nicht bei ihr landen konnten. "Sinalco! Die heißt ab sofort für mich Sinalco - voll 60er-Style!" Sinola trug ihren Spitznamen wie eine Bürde. Wenigstens am Sportunterricht musste sie nicht teilnehmen. Nachdem sie ein paarmal heulend in der Umkleide gesessen hatte, und sich nicht umziehen wollte, war das Thema durch. Das machte sie auch nicht beliebter in der Klasse.
Als sie endlich ihren Abschluss hatte, verließ Sinola die Schule mit dem Gefühl größter Befreiung. Ein mittelmäßiges Abi hatte sie immerhin erreicht. Bis zum Studium hatte ihre Mutter ihr als Belohnung ein halbes Jahr "freigegeben". Sinola durfte in den Tag leben, und sie genoss es.

Mit ihren 19 Jahren war Sinola immer noch Jungfrau und sie hatte keineswegs vor, das zu ändern.

Allmählich begann auch ihrer Mutter zu dämmern, dass Sinola im Begriff war, Entscheidendes im Leben zu versäumen. Nie hatte ihr Mädchen einen Freund mit nach Hause gebracht, dabei wäre sie in Gambia sicher schon verheiratet gewesen. Sinolas Mutter beschloss, dass es an der Zeit war...

Eines Sommertages fand Sinola auf dem Schreibtisch ihres kleinen Zimmerchens eine Tüte von H&M. "Ich hab dir was gekauft. Zieh es mal an, und dann geh doch mal an die Elbe und führ die Sachen aus, wenn sie passen! Bei diesem Wetter..." rief Mama aus der Küche.
Sinola packte neugierig aus. Ein schneeweißer einteiliger Badeanzug mit Spaghettiträgern kam zum Vorschein, eine weite lange Bluse mit roten Mohnblüten drauf und ein weißer Flatterrock. Bluse und Rock waren aus ganz leichtem Stoff, fast durchsichtig. Der Badeanzug aber hatte fast Fleece-Qualität: dick war der Stoff, wie ganz feines Frottee. Sinola flitzte unter die Dusche - neue Sachen! Die mussten gewürdigt werden!
Im Bad betrachtete sie sich, nur mit dem Einteiler bekleidet. Holla! Das könnte gehen. Man sah nichts durch, obwohl der Badeanzug eng war. Doch der Stoff glich viel aus: Ihre Brüste waren fest eingepackt und unten - naja. Ihre Spalte sah man nicht, nur die Form ihrer Vulva natürlich - aber sie musste den Rock ja nicht ausziehen, am Strand. Und genau dahin wollte sie: an den Elbstrand, da wo jetzt alle in der Sonne lagen. Schnell zog sie Rock und Bluse drüber, packte eine Strandtasche und stand strahlend vor ihrer Mutter in der Küche. "Mama! DAAAAANKE!"
Ihre Mutter grummelte gutmütig: "Worauf wartest du? Ab nach draußen mit dir! Und komm bloß nicht vor heute abend wieder!"

Sinola ließ sich nicht lang bitten. Schminken musste sie sich nicht: Ihre Haut war makellos, ihre Wimpern lang und schwarz, ihre Zähne regelmäßig, schneeweiß. Lippenstift? Sinola, die es immer ängstlich vermieden hatte, in irgendeiner Form aufreizend zu wirken, tupfte etwas Creme auf. Noch mal kurz durch die langen blauschwarzen Locken gebürstet und sie war fertig. "Tschau Mama! Bis die Tage" grinste sie frech und hüpfte aus der Wohnung.

Am Elbstrand breitete sie ihr Badetuch aus und legte sich in die Sonne, natürlich voll bekleidet. Sie seufzte vor Behagen. Nach einer Weile bekam sie Durst und wühlte in ihrer Tasche nach der Wasserflasche. Sie trank so hastig, dass ein großer Schwall daneben ging und vorne über ihre Klamotten lief. Ärgerlich schraubte Sinola die Flasche wieder zu und betrachtete sich den "Schaden". Als sie ihre aufgeknöpfte Bluse zur Seite zog, erstarrte sie. Der Stoff des Badeanzuges war durch die Nässe fast komplett durchsichtig geworden! Hastig zog sie den nassen Blusenstoff wieder davor - aber viel nützte das auch nicht: die Bluse war ebenfalls nicht mehr blickdicht. Es half nichts. Sinola legte sich gerade auf den Rücken und hoffte, dass die Sonne das Unglück schnell trocknen würde. Doch es ist immer dasselbe: Wenn man auf etwas wartet, schleichen die Minuten schneckengleich dahin. Warm und feucht lag der Stoff auf ihrer Brust. Sinolas Ungeduld wuchs.
Um das Desaster zu vervollständigen, spürte sie ein wohlbekanntes Ziehen in ihrer Blase. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! SO konnte sie doch nirgendwo hingehen! Die Stelle, wo sie lag, war etwas abseits, nahe an der Mauer, die zur Straße ging. Die meisten Strandbesucher befanden sich vorn am Wasser. Wenigstens das.

Sie blinzelte. Die Sonne tat ihr Bestes - aber schwerer Stoff ist schwerer Stoff. Er braucht verdammt lang zum Trocknen.
Zu allem Überfluss plätscherten die Wellen der Elbe munter an den Strand. Das Geräusch trieb Sinola fast in den Wahnsinn. Fast unmerklich begann sie, mit dem linken Bein zu wippen. Nach einer unendlichen Weile hielt sie es im Liegen nicht mehr aus. Sie richtete sich auf und blickte sich gehetzt um. Was tun? Sinola musste inzwischen wirklich ganz dringend.
Normalerweise wäre sie ins Café oben am Strandweg gegangen - aber so traute sie sich nicht. Und ins Wasser? Wäre eine Möglichkeit, aber dazu musste sie den Rock ausziehen. Oh nein! Alle würden ihr doch zwischen die Beine starren! Und wie sollte sie denn wieder aus dem Wasser rauskommen? Der Badeanzug wäre dann unten komplett durchsichtig - ebenso gut könnte sie nackt gehen.
Sinola schaukelte langsam vor und zurück und sog scharf die Luft zwischen die Zähne, jedes Mal, wenn eine Drangwelle sie durchlief.
Ihre Schenkel fest zusammengekniffen, versuchte sie, einen klaren Gedanken zu fassen - oder einen Entschluss.
Auf keinen Fall würde sie ihre nagelneuen Klamotten ruinieren - das wäre die dämlichste Variante, das war ihr klar. Sie konnte es nicht einfach so laufen lassen. Das sah man doch hinterher! Der ganze Strand würde sie anstarren.

Der natürliche Lauf der Dinge führte schließlich doch zu einem Ergebnis: Sinola spürte entsetzt, wie es trotz aller Anstrengungen zu tröpfeln begann - und ab diesem Zeitpunkt übernahm ihr innerer Autopilot.

Rasend schnell zog sie ihre Bluse aus, stand auf und rannte zum Fluß. Während sie durch den schweren Sand eilte, fühlte sie, wie es an ihren Beinen entlanglief. Sie betete, das niemand es sehen würde. Im Nu reichte ihr das Wasser bis zu den Knien, der Saum des Rockes schwang bereits im Fluss. Eiskalt schien das Wasser auf ihrer sonnenheißen Haut. Trotzdem ging Sinola noch zwei Schritte... und dann geschah es: eine kleine kalte Welle schwappte zwischen ihre Beine und griff keck nach ihrer Vulva!

Eine Explosion von Geilheit überschwemmte Sinolas Körper. Es war überall: auf ihrer Haut, in ihrem Unterbauch, der sich lustvoll zusammenzog. Steinhart standen ihre Spitzen unter dem Stoff - alle drei. Sinolas Orgasmus überfiel sie so unvermutet, derart überraschend, dass sie tief aufstöhnen musste. Ihre Schleusen öffneten sich nun vollends. Heiß strömte es aus ihr, vorbei an den pulsierenden Lippen, hinein in den kalten Fluss.

Als es vorbei war, stolperte sie mit weichen Knien zurück zu ihrem Liegeplatz. Der dünne Rock klebte an ihren schönen Schenkeln, es war ihr völlig egal. Sie kümmerte sich einfach nicht um irgendwelche Blicke oder Schlüsse, die andere ziehen mochten. Alle Scham war schlagartig aus ihr verschwunden. Zu überwältigend war der erste Orgasmus ihres Lebens gewesen.

Schwer ließ sie sich auf ihr Badetuch fallen, setzte sich auf und starrte zitternd in die Nachmittagssonne.
Als sie wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, erklang eine dunkle Stimme über ihr. "Hey Sinalco! Sorry, das kannst du bestimmt nicht mehr hören. Ich versuch es nochmal. Hey Sinola! Schön, dass ich dich hier treffe. Du warst ja nicht auf der Abifeier und ich fand's schade, als du so plötzlich weg warst. Was dagegen, wenn ich mich zu dir setz?" Der lange Marlon aus der 13b stand vor ihr, respektvoll ihre Antwort abwartend.

"Nein", lächelte Sinola und es klang schon ein wenig wie "ja".

:-)



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